Berlin (dpa) – Acht Holocaust-Überlebende haben in einem offenen Brief junge Menschen aufgefordert, bei den bevorstehenden Europawahlen vom 6. bis 9. Juni ihre Stimme zugunsten der Demokratie abzugeben.
„Für Millionen von euch sind die Europawahlen die erste Wahl in eurem Leben; Für viele von uns könnte es die letzte sein“, heißt es in dem Brief, der am Dienstag in der deutschen Hauptstadt Berlin veröffentlicht wurde. Der offene Brief trägt den Titel „Nie wieder ist jetzt.“
„Gebt der Demokratie eine Chance. Geht und wählt. Lasst uns gemeinsam zeigen, dass ‚Nie wieder‘ nicht nur ein Satz ist, sondern ein Versprechen. Ein Versprechen, das auch heute gilt. Und morgen. Und für immer“, heißt es weiter in dem Brief.
Zu den Unterzeichnern gehören der 102-jährige Georg Stefan Troller sowie die Zeitzeugen Leon Weintraub, Walter Frankenstein, Eva Szepesi, Ruth Winkelmann und Margit Korge. Den Brief unterzeichneten auch die 88-jährige Renate Aris und die 81-jährige Eva Umlauf, die als Kinder die Nazi-Verfolgung überlebten.
Weintraub sagte: „Vier von fünf meiner engsten Verwandten, meine Geschwister, meine Eltern, meine Cousins, wurden ermordet.
„Das ist das Ergebnis, die Konsequenz der Haltung ‚Wir sind besser als andere‘ – und die Konsequenzen dieser radikalen Gedanken, der Herablassung gegenüber anderen, der Fremdenfeindlichkeit“, fügte er hinzu.
„Das bedeutet leider, dass sich die Geschichte wiederholen könnte – und das darf sie nicht“, sagte Weintraub ebenfalls.
Frankenstein betonte, dass er die Erfahrung von 1932 und 1933 gemacht habe: „Und ich weiß, dass es damals eine ähnliche Entwicklung gab wie heute: eine schwache demokratische Regierung und eine Partei, die das unzufriedene Volk mobilisierte“, erklärte der 99-Jährige.
Der offene Brief wurde am Dienstag von der Organisation Avaaz veröffentlicht und kann unterzeichnet werden. (4. Juni)