Wasser ist ein rares Gut in vielen Regionen der Europäischen Union. Angesichts der globalen Erwärmung wird es daher laut Experten immer wichtiger, sparsam mit der lebenswichtigen Ressource umzugehen. Im Netz kursieren in diesem Zusammenhang nun aber Falschinformationen: Facebook-User behaupten, die Vereinten Nationen (UN) und das Weltwirtschaftsforum (WEF) hätten angeblich Regierungen beauftragt, «die Wasserversorgung in den Häusern der Menschen zu rationieren». In den Beiträgen wird auf eine «Konferenz zum Thema Wasser» verwiesen, die in New York stattgefunden haben soll. Bleiben die Wasserhähne in der Wohnung also auf Befehl von oben trocken?
Bewertung
Nein, die Wasserversorgung privater Haushalte wird weder von der UN noch vom WEF rationiert. Der UN-Wassergipfel in New York endete mit einer Reihe von Selbstverpflichtungen statt konkreten Beschlüssen.
Fakten
Wasserknappheit wird in Europa zunehmend zu einem Problem. Das Thema war jüngst auch wirklich Gegenstand einer Veranstaltung in New York: Die Vereinten Nationen haben vom 22. bis 24. März die UN-Wasserkonferenz 2023 abgehalten.
Im Fokus der Konferenz, an der online und im UN-Hauptquartier insgesamt rund 10 000 Menschen teilgenommen haben, stand demnach das sogenannte «Entwicklungsziel 6». Demnach will die UN den Zugang zu sauberem Wasser und Sanitäreinrichtungen für alle Menschen weltweit erreichen. Das Ziel gehört zu den 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung – auch Sustainable Development Goals (SDGs) genannt. Diese Ziele haben sich die UN-Mitgliedsstaaten bis zum Jahr 2030 gesetzt.
Auf der Wasserkonferenz wurde darüber gesprochen, wie das sechste Ziel erreicht werden könnte. Allerdings: Die Konferenz endete ohne konkrete, rechtlich bindende Beschlüsse. Ein «ausgehandeltes Ergebnisdokument» war auch nicht das Ziel, heißt es zur zweiten Frage unter «FAQ».
Vielmehr wurde als Ergebnis des Zusammentreffens ein Wasser-Aktionsplan präsentiert. Dieser umfasst laut der UN über 700 freiwillige Absichtserklärungen von Mitgliedsstaaten und privaten Akteuren. Zu diesen Selbstverpflichtungen gehören unter anderem Pläne für den Ausbau von Wasser-Infrastruktur, die Finanzierung großer Wasser- und Abwasserprojekte in der Pazifikregion und in Afrika sowie Maßnahmen, um vor allem bei der Lebensmittelproduktion den Verbrauch von Wasser zu verringern. Zu einer angeblich weltweiten Rationierung der Wasserversorgung lassen sich jedoch keine Erklärungen finden.
Die Behauptung, die UN und das WEF hätten den Regierungen befohlen, die Wasserversorgung zu rationieren, ist also falsch. Wenn also Verbraucher bei Dürren mancherorts aufgefordert werden, ihren Rasen nicht mehr zu bewässern, hat das nichts mit irgendwelchen UN-Beschlüssen zu tun. Auch wenn das WEF in einem Artikel auf die UN-Wasserkonferenz hingewiesen hat, handelte es sich um eine Veranstaltung der Vereinten Nationen.
Ungewiss bleibt außerdem, inwieweit diese Absichtserklärungen auch in die Praxis umgesetzt werden. So wurde in dem auf UN-Fragen spezialisierten Earth Negotiations Bulletin darüber diskutiert, ob der Verzicht auf bindende Verpflichtungen klug gewesen sei. Auch in Medienberichten gab es Stimmen, die die Freiwilligkeit der Erklärungen kritisierten.
Links
EU-Kommission zu Wassermangel (archiviert)
Stern über Wasserknappheit in Europa (archiviert)
Über die UN-Wasserkonferenz 2023 (archiviert)
Über das Programm (archiviert)
Über die 17 Sustainable Development Goals der UN (archiviert)
Über das «Entwicklungsziel 6» (archiviert)
UN-Pressemitteilung zum Ergebnis der Konferenz (archiviert)
FAQs zur UN-Wasserkonferenz (archiviert)
Über die Wasser-Aktionsagenda (archiviert)
UN-Übersicht zum Aktionsplan mit freiwilligen Zusagen (archiviert)
Artikel über Lage in Deutschland und Italien (archiviert)
WEF-Artikel über Wasserkonferenz (archiviert)
Artikel des Earth Negotiations Bulletin (archiviert)
Zeit-Bericht über Wasserkonferenz (archiviert)
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