Die Europäische Union will den Einsatz von Wärmepumpen in den kommenden Jahren verdoppeln. 10 Millionen Geräte sollen binnen fünf Jahren installiert werden, schreibt die EU-Kommission zu ihrem Plan RePowerEU. Das soll beim Klimaschutz helfen und Europas Abhängigkeit vom Import fossiler Energieträger verringern. Entsprechende Vorhaben auf nationaler Ebene stoßen jedoch auf Widerstand. So halten Kritiker etwa den Plänen des deutschen Wirtschaftsministers Robert Habeck (Grüne) auf Twitter und Facebook entgegen, für den Betrieb der Wärmepumpen müssten die meisten Altbauten erst Fußbodenheizungen bekommen. Stimmt es, dass Wärmepumpen nicht mit Heizkörpern harmonieren?

Beurteilung

Wärmepumpen können Haus oder Wohnung auch über Radiatoren heizen, wie Fachleute übereinstimmend versichern. Altbauten müssen also nicht notwendigerweise aufwändig umgebaut werden, wenn sie eine moderne Heizung bekommen sollen.

Fakten

Die EU ist in der Wärmepumpen-Technologie führend, wie das Energiewende-Netzwerk EEIP schreibt. Zahlreiche große Firmen in Europa beschäftigen sich mit Entwicklung und Bau entsprechender Systeme, unter ihnen etwa der Wärmepumpenhersteller Bosch. Das Unternehmen baut seine Kapazitäten aus. «Innerhalb von fünf Jahren werden wir einen dreistelligen Millionenbetrag in Euro in die Entwicklung und Fertigung von Wärmepumpen investieren», heißt es im Bosch-Geschäftsbericht 2021.

Bosch verneint die Frage, ob Wärmepumpen nur mit Fußbodenheizungen funktionieren: «Es ist nicht zwangsläufig erforderlich, eine Wärmepumpe mit einer Fußbodenheizung zu kombinieren. Auch andere Heizverteilsysteme bieten sich für einen effizienten Betrieb an.» Heizkörper seien ebenfalls geeignet – was den kompletten Umbau von Altbauwohnungen unnötig macht.

Das bestätigen Handwerksbetriebe, die zufriedene Kunden wünschen und den Verbrauchern deshalb praxistaugliche Lösungen anbieten wollen. «Die Wärmepumpe im Altbau ist mit oder ohne Fußbodenheizung eine gute Wahl», erklärt beispielsweise der Münchner Heizungsfachbetrieb Schramm auf seiner Website. Eine neue Wärmepumpe sei im Altbau mit Heizkörpern sogar «deutlich günstiger» als die Nachrüstung einer Fußbodenheizung.

Die Bausparkasse Wüstenrot erklärt in ihrer Kundenzeitschrift Mein Eigenheim, wie Eigentümer eine Wärmepumpe im Altbau nachrüsten können. Im Neubau seien Wärmepumpen «mit Abstand die beliebteste Heiztechnik», weil sie sich umweltfreundlich und sparsam betreiben ließen. «Doch auch für Eigentümer im Altbau lohnt sich die Wärmepumpe», schreibt das Bausparer-Magazin. Weiter heißt es: «Die Wärmepumpe kann im Altbau auch ohne eine Fußbodenheizung betrieben werden.» Das sei «nicht der Idealzustand, aber es geht».

Im Internet finden sich zahlreiche andere Seiten, die erklären, wie man eine elektrisch betriebene Wärmepumpe auch ohne Fußbodenheizung einsetzen kann. «Fazit: Wärmepumpen auch ohne Fußbodenheizung effizient», schreibt etwas das Unternehmen Thermondo, nach eigenen Angaben Deutschlands größter Heizungsinstallateur.

Grundannahme falsch, Berechnung fragwürdig

Die Grundannahme der Beiträge, die jüngst bei Twitter und Facebook fleißig geteilt wurden, ist also falsch: Ein «Einbau von Fußbodenheizungen in ca. 80% des alten Wohnungsbestandes» ist entgegen der Behauptung nicht erforderlich, weil heutige Wärmepumpen sich eben auch mit Heizkörpern kombinieren lassen.

Die anschließende Rechnung zum Kohlendioxid-Ausstoß bei der Produktion des angeblich benötigten Betons für neuen Estrich ist damit hinfällig. Im Übrigen erscheint zweifelhaft, ob die Klimafolgen-Kalkulation der Wärmepumpengegner aufgeht: Manche Zementhersteller rühmen sich, ihr Produkt mit weniger CO2-Emissionen herzustellen. Zudem haben Mainzer Chemiker eine Methode zur umweltschonenden Herstellung von Zement entwickelt, die viel CO2 einsparen könnte.

Auch andere Behauptungen zur Wärmepumpe sind Unsinn

Unlängst wurde auch behauptet, die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, habe den Einbau von Wärmepumpen als eine Pflicht christlicher Nächstenliebe bezeichnet. Klingt übertrieben? In der Tat war diese angebliche Äußerung erfunden, wie ein Faktencheck ergab.

Links

EU-Kommission zu RePowerEU (archiviert)

Pläne von Minister Habeck (archiviert)

Tweet mit Behauptung (archiviert)

Facebook-Post mit Behauptung (archiviertarchiviert mit Kommentaren)

Energiewende-Netzwerk EEIP (archiviert)

Firma Schramm zu Wärmepumpen (archiviert)

Mein Eigenheim zur Nachrüstung (archiviert)

Bosch zu Wärmepumpe mit Heizkörpern (archiviert)

Statusbericht Wärmepumpen in der EU (archiviert)

Bosch-Geschäftsbericht 2021 (archiviert)

Tipps von energie-experten.org (archiviert)

Fazit von Thermondo (archiviert)

Selbstdarstellung Thermondo (archiviert)

Zementhersteller zu Emissionen (archiviert)

Mitteilung Universität Mainz (archiviert)

Veröffentlichung Mainzer Chemiker (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Kurschus

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