Frankfurt/Main – 350 Millionen Menschen, 20 Staaten, 1 Währung – der Euro eint Europa. Die Gemeinschaftswährung sei «so viel mehr als nur Bargeld in unseren Taschen», schwärmte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Mai. «Der Euro ist ein Symbol für unsere gemeinsamen Ideale und die für uns so wichtige Stabilität.» Um die Bindung der Menschen an die gemeinsame Währung noch zu festigen, lässt die Europäische Zentralbank (EZB) Bürgerinnen und Bürger bei der laufenden Gestaltung der neuesten Banknoten-Serie mitreden: Flüsse, Vögel und europäische Kultur waren deren Favoriten bei einer Umfrage der Notenbank zu möglichen Motiven der Geldscheine.
Zugleich jedoch ist die Skepsis gegenüber dem vor allem in seinen Anfangsjahren als «Teuro» gescholtenen Euro auch 25 Jahre nach dessen Einführung zum 1. Januar 1999 nicht völlig verschwunden. Manche Verbraucher sehnen sich beim Blick auf die gerade in jüngster Zeit rasant gestiegenen Preise nach guten alten D-Mark-Zeiten zurück. In etlichen Staaten machen Rechtspopulisten Stimmung gegen den Euro und fordern die Rückkehr zu nationalen Währungen. Ein Problem: Die Geldpolitik wurde zwar bei der EZB gebündelt, Wirtschafts- und Haushaltspolitik jedoch blieben weitgehend in nationaler Hoheit.
Schwieriger Anfang für den Euro
Schon der Anfang der gemeinsamen europäischen Währung war kein Selbstläufer, wie sich später der damalige Chefvolkswirt der 1998 gegründeten EZB, Otmar Issing, erinnerte: «Der Euro wurde damals mit größter Skepsis begleitet.» Auch Issing selbst hatte nach eigenem Bekunden Ende der 1990er Jahre Zweifel, ob die Europäer schon reif sind für einheitliches Geld. «Schon 1999 zu beginnen, mit so vielen Ländern, hielt ich für ein riskantes Unterfangen», sagte er später.
Für 11 der damals 15 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) wurde der Euro am 1. Januar 1999 gesetzliches Zahlungsmittel – zunächst elektronisch, ab 2002 dann als Bargeld. Von Beginn an dabei waren Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien. Dass die Ablösung der nationalen Währungen wie D-Mark, Franc, Lira, Gulden und Peseten letztlich reibungslos klappte, erstaunte auch Fachleute.
«Die Verwirklichung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion ist (…) für uns Deutsche wie auch für die Europäer die wichtigste und bedeutendste Entscheidung seit der Wiedervereinigung Deutschlands», warb der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) im April 1998 im Bundestag. «Ich glaube, dass sie – auf lange Sicht – eine der wichtigsten Entscheidungen des ganzen Jahrhunderts ist.»
Große Mehrheit befürwortet Gemeinschaftswährung
Eine Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger sieht das ähnlich: Im jüngsten «Eurobarometer» der EU-Kommission sagten 79 Prozent der im Oktober 2023 befragten Menschen ab 15 Jahren, aus ihrer Sicht sei der Euro eine gute Sache für die EU. In allen 20 Eurostaaten sind die Euro-Befürworter mit Abstand in der Mehrheit. Am stärksten ist die Unterstützung für die Gemeinschaftswährung demnach aktuell in der Slowakei, wo 90 Prozent der Befragten den Euro gut finden. Die niedrigste Zustimmung gibt es in Lettland (70 Prozent), Zypern und Italien (beide 72 Prozent). Deutschland kommt in der Umfrage auf 80 Prozent Euro-Befürworter – 6 Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor.
Die Vorteile einer gemeinsamen Währung liegen aus Sicht der Befürworter auf der Hand: Wer im Euroraum reist, muss kein Geld mehr wechseln und dafür Gebühren zahlen. Einkäufe im Ausland oder das Vergleichen von Preisen sind einfacher. Der Wettbewerb um Kunden über Landesgrenzen hinweg kann zu günstigeren Preisen für Produkte führen. Unternehmen sparen, weil Kosten für Währungsumtausch und Absicherung von Wechselkursschwankungen wegfallen. Denn die Wechselkurse wurden unwiderruflich fixiert: 1 Euro = 1,95583 D-Mark. Der Exportnation Deutschland kommt der erweiterte europäische Binnenmarkt wie kaum einer anderen Volkswirtschaft in Europa zugute: Knapp 40 Prozent der Ausfuhren «Made in Germany» gehen in die Euro-Partnerländer.
Euro = «Teuro»?
Seinen Ruf als «Teuro» ist der Euro nie ganz losgeworden: Schon nach der Einführung des Euro-Bargelds zum Jahreswechsel 2001/2002 folgte auf Euphorie bald Ernüchterung. Volkswirte konnten noch so sehr argumentieren – beim Einkaufen, in der Kneipe oder beim Friseur wurden Verbraucher das Gefühl nicht los, D-Mark-Preise seien damals 1:1 in Euro umgerechnet worden. «Teuro» wurde im Jahr der Einführung des Euro-Bargeldes zu Deutschlands «Wort des Jahres».
Auch in Kroatien, das zum 1. Januar 2023 als 20. Mitglied in den Euro-Club aufgenommen wurde, häuften sich wenige Tage nach der Umstellung von Kuna auf Euro die Beschwerden darüber, Lebensmittel sowie Friseur- und Café-Besuche hätten sich abrupt verteuert.
EZB betont Stabilität der gemeinsamen Währung
Die EZB hält dem die Stabilität der Gemeinschaftswährung entgegen: «Wenn ich auf die letzten 25 Jahre schaue, mit all ihren Höhen und Tiefen, dann haben wir im Durchschnitt eine Inflationsrate von 2,05 Prozent geliefert, was recht bemerkenswert ist», sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde im Mai im «tagesschau.de»-Interview. Zum Vergleich: In den 50 D-Mark-Jahren lag die Teuerungsrate in Deutschland im Schnitt bei 2,8 Prozent. Die EZB peilt für den Währungsraum mittelfristig Preisstabilität bei einer jährlichen Inflationsrate von zwei Prozent an.
Dass sich manche Menschen immer noch die D-Mark zurückwünschen, hält Ex-EZB-Volkswirt Issing für Nostalgie, wie er vor einigen Jahren sagte: «Die entzündet sich dann am Preis für die Maß Bier beim Oktoberfest in München, und die Leute vergessen dann, dass auch zu D-Mark-Zeiten dieser Preis von Jahr zu Jahr immer angestiegen ist.» (21. Dezember)
EU zahlt vorerst letzten Milliardenkredit an Ukraine aus
Brüssel (dpa) – Die EU hat die Auszahlung eines weiteren Hilfskredits für die Ukraine angekündigt. Wie Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Donnerstag mitteilte, geht es um die letzten 1,5 Milliarden Euro aus einem insgesamt 18 Milliarden Euro umfassenden Unterstützungsprogramm für 2023. Dieses war im Dezember vergangenen Jahres von den EU-Mitgliedstaaten vereinbart worden.
Wie es mit den Finanzhilfen für das von Russland angegriffene Land im kommenden Jahr weitergeht, ist unklar. Eigentlich hatte beim EU-Gipfel Ende der vergangenen Woche ein neues Hilfsprogramm über 50 Milliarden Euro für die kommenden vier Jahre vereinbart werden sollen. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán verhinderte dies allerdings mit einem Veto. Er hatte die Pläne zuvor mehrfach kritisiert und in diesem Zusammenhang auch darauf verwiesen, dass die EU aus seiner Sicht zu Unrecht für sein Land vorgesehene Gelder aus dem Gemeinschaftshaushalt eingefroren hat.
Sollte in den kommenden Wochen keine Lösung mit Ungarn gefunden werden, wollen die anderen EU-Staaten im 26er-Kreis handeln. Für den 1. Februar ist ein EU-Sondergipfel zum weiteren Vorgehen angekündigt. Von der Leyen mahnte am Donnerstag, man müsse eine Vereinbarung finden, um der Ukraine weiterhin die benötigte Unterstützung zukommen zu lassen.
Mit den Finanzhilfen will die EU es dem ukrainischen Staat ermöglichen, weiter Löhne und Renten zu zahlen. Zudem soll der Betrieb von Krankenhäusern, Schulen und Notunterkünften für umgesiedelte Menschen garantiert werden. Darüber hinaus kann das Geld auch genutzt werden, um durch den russischen Angriffskrieg zerstörte Infrastruktur wiederherzustellen. Dazu gehören zum Beispiel Stromleitungen, Wassersysteme sowie Straßen und Brücken.
Die bisherigen Kredite sind trotz des andauernden Krieges an 20 Reformzusagen und Berichtspflichten geknüpft. Bei ihnen geht es beispielsweise um Rechtsstaatlichkeit und Korruptionsbekämpfung. Für die ab 2033 vorgesehene Rückzahlung des Geldes hat die Ukraine bis zu 35 Jahre Zeit. Die Zinskosten werden von den Mitgliedstaaten der EU übernommen. (21. Dezember)
Studie: Strombedarf für E-Mobilität steigt rasant
München – Der Stromverbrauch elektrischer Autos und Lastwagen in Europa dürfte einer aktuellen Studie zufolge rasant steigen – von heute 16 Terawattstunden auf 355 Terawattstunden im Jahr 2040. Bezogen auf die gesamte Strommenge, die zurzeit in der EU erzeugt wird, entspreche dies einem Mehrbedarf von 13 Prozent, teilte die Unternehmensberatung PwC am Donnerstag mit. Sie hat die Berechnungen zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung angestellt.
Im Jahr 2040 würden voraussichtlich alle neu zugelassenen Autos und Lastwagen in der EU batterieelektrisch oder mit Wasserstoff und Brennstoffzelle fahren. Auf den Straßen dürften dann noch 70 Prozent der Autos und 65 Prozent Lastwagen mit Benzin oder Diesel unterwegs sein.
«Es dauert also noch eine ganze Weile, bis wir überwiegend elektrische Fahrzeuge im Bestand sehen werden und sie den Verbrenner aus der Öffentlichkeit verdrängen», sagte der Branchenexperte von PwC-Strategy&, Philipp Rose. Weil die älteren Fahrzeuge aber weniger fahren als neue, dürfte sich der CO2-Ausstoß direkt auf der Straße bis 2040 halbieren. (21. Dezember)
Diese Zusammenstellung ist eine redaktionelle Auswahl der dpa-Europaberichterstattung. Die redaktionelle Verantwortung für die Veröffentlichung liegt bei der dpa.