Millionen von jungen EU-Bürgern werden bei den Wahlen zum Europaparlament im Juni zum ersten Mal wählen können. Dies geht aus den neuesten Daten hervor, die am 4. April vom Statistischen Amt der Europäischen Union, Eurostat, veröffentlicht wurden.

In der gesamten EU sind mehr als 400 Millionen Menschen berechtigt, ihre Stimme bei den zehnten Parlamentswahlen seit den ersten Direktwahlen im Jahr 1979 abzugeben. Bei den ersten Europawahlen nach dem Brexit wird sich die Zahl der gewählten Abgeordneten von 705 auf 720 erhöhen. 

Laut den vorliegenden Daten werden voraussichtlich die meisten Erstwähler in Deutschland (5,1 Millionen), Frankreich (4 Millionen) und Italien (2,8 Millionen) erwartet. Die niedrigsten Zahlen hingegen werden in Malta (20.000), Zypern (3.000) und Estland (70.000) prognostiziert. 

Am 17. April veröffentlichte das Europaparlament sein Frühjahrs-​Eurobarometer. Es ist das letzte vor den EU-Wahlen im Juni. In der Umfrage wurde unter anderem untersucht, wie sehr sich die EU-Bürger für die Wahlen interessieren, wie wahrscheinlich es ist, dass sie wählen gehen, und welche Themen sie im Vorfeld der Wahlen für wichtig erachten. 

Insgesamt wurden 26.411 EU-Bürger ab 15 Jahren in den 27 EU-Mitgliedstaaten befragt. Bei den jungen Menschen zeigen die Daten für die 15- bis 24-Jährigen, wie die Wähler der Generation Z die bevorstehenden Wahlen sehen. 

Präsentation der letzten Eurobarometer-Umfrage zur öffentlichen Meinung vor den EU-Wahlen 2024. Foto: Emilie GOMEZ/© Europäische Union 2024 – Quelle: EP

Frühjahrs-Eurobarometer: Prioritäten und Wahlwahrscheinlichkeit

Laut den Umfragedaten interessieren sich 51 Prozent der 15- bis 24-Jährigen für die anstehenden EU-Wahlen. Im Vergleich dazu liegt der Durchschnitt aller EU-Bürger bei 60 Prozent. 48 Prozent der Befragten in dieser Altersgruppe gaben an, dass sie eine Teilnahme an den EU-Wahlen für sehr wichtig halten – im Vergleich zum Durchschnitt von 53 Prozent aller EU-Bürger.

Auf die Frage, wie wahrscheinlich es sei, dass sie an den EU-Wahlen teilnehmen würden, gaben 63 Prozent der Befragten in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen an, dass sie wahrscheinlich wählen würden, wenn die Wahlen eine Woche später stattfinden würden. 71 Prozent aller EU-Bürger gaben an, dass sie dies ebenfalls tun würden. Zum Vergleich: Die allgemeine Wahlbeteiligung bei den Wahlen 2019 lag bei 50,66 Prozent. 

Die Umfrage hat auch die Prioritäten der Bürger im Vorfeld der EU-Wahlen aufgezeigt. Für junge Wähler zwischen 15 und 24 Jahren stehen drei Hauptthemen im Fokus, die im Wahlkampf vorrangig diskutiert werden sollten: der Kampf gegen den Klimawandel (33 Prozent), der Kampf gegen Armut und soziale Ausgrenzung (31 Prozent) sowie die Unterstützung der Wirtschaft und die Schaffung neuer Arbeitsplätze (29 Prozent).

Auf die Frage, welche Werte das Europaparlament in den nächsten fünf Jahren verteidigen sollte, nannten die Befragten in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen den Frieden (42 Prozent), den Schutz der Menschenrechte in der EU und weltweit (28 Prozent) und die Demokratie (27 Prozent). 

86 Prozent der jüngsten Befragten sind der Meinung, dass wählen zu gehen wichtig ist, um eine bessere Zukunft für kommende Generationen zu sichern. Im Vergleich dazu stimmten 84 Prozent aller EU-Bürger dieser Aussage zu. Eine große Mehrheit der 15- bis 24-Jährigen (86 Prozent) ist außerdem der Ansicht, dass Wählen wichtig ist, um die Demokratie zu stärken. Angesichts der aktuellen internationalen Lage halten 83 Prozent der Befragten das Wählen sogar für noch wichtiger.

Wie jung sind die jüngsten Wähler? 

Im Juni haben Jungwähler in fünf europäischen Ländern unter 18 die Möglichkeit ihre Stimme abzugeben: in Österreich, Belgien, Deutschland und Malta ab 16 Jahren und in Griechenland ab 17 Jahren. 

Jugendorganisationen fordern seit langem die Ausweitung des Wahlrechts auf 16- und 17-Jährige. Das Europäische Jugendforum, eine Plattform von Jugendorganisationen in Brüssel, hat in seiner Kampagne zur bevorstehenden Europawahl eine allgemeine Senkung des Mindestwahlalters auf 16 Jahre für alle Kommunal-, Regional-, National- und Europawahlen gefordert. 

Die Organisation argumentiert, dass junge Menschen im Europaparlement bereits unterrepräsentiert sind. Außerdem liege das Durchschnittsalter der Europaabgeordneten bei 50 Jahren, aber nur sechs der 705 Europaabgeordneten sind unter 30 Jahre alt. 

Bei den Europawahlen 2019 gaben EU-weit 42 Prozent der unter 25-Jährigen ihre Stimme ab. Obwohl dies im Vergleich zu 2014 eine deutliche Steigerung darstellt, lag die Wahlbeteiligung aber immer noch unter der Gesamtwahlbeteiligung von 50,66 Prozent.

Dieser Artikel ist Teil von enr’s EU Elections Spotlight: Gen Z geht zur EU-Wahl. Der Inhalt basiert auf Nachrichten der am enr beteiligten Agenturen.