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Laut einer EU-Umfrage aus dem Jahr 2023 hatten 46 Prozent der Bevölkerung der Europäischen Union in den vergangenen zwölf Monaten emotionale oder psychosoziale Probleme – zum Beispiel Depressionen oder Angstzustände. Nur ein Drittel (33 Prozent) der Befragten stimmte zu, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen das gleiche Maß an Pflege erhalten wie Menschen mit körperlichen Erkrankungen, so die Studie.

Im Vorfeld des Welttages der psychischen Gesundheit in der vergangenen Woche, der der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz gewidmet war, rief EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides dazu auf, “das Stigma der psychischen Gesundheit zu überwinden, das in Europa und in der gesamten Gesellschaft immer noch zu verbreitet ist“.

Sie stellte fest, dass „Menschen, die mit psychischen Problemen leben, allzu oft auf Unverständnis, Ablehnung und Isolation stoßen“ und sagte, dass „der Schlüssel zum Aufbau gesünderer, integrativerer Gesellschaften darin besteht, dies zu bekämpfen“.

„Psychische Gesundheit ist in jedem Kontext wichtig, insbesondere am Arbeitsplatz, wo die Menschen einen Großteil ihrer Zeit verbringen“, sagte Kyriakides.

Die Europäische Kommission kündigte am Donnerstag an, dass sie eine Kampagne mit dem Titel „In this together“ starten wird, um das Bewusstsein für die bestehende Stigmatisierung zu schärfen und die Diskriminierung im Bereich der psychischen Gesundheit zu bekämpfen. Gleichzeitig soll sichergestellt werden, dass alle Europäer unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Alter oder ihrem sozioökonomischen Status Zugang zu einer Behandlung haben.

Am Welttag der psychischen Gesundheit betonte der Vizepräsident der Europäischen Kommission, Margaritis Schinas, dass Brüssel in der letzten Legislaturperiode 20 Initiativen auf den Weg gebracht habe, um das zu bekämpfen, was er als „eine stille Epidemie“ bezeichnete, und um „denjenigen zu helfen, die leiden“.

Im vergangenen Juni kündigte die Europäische Kommission Unterstützung im Umfang von  1,23 Milliarden Euro an, um die Mitgliedstaaten bei der Verbesserung der psychischen Gesundheit ihrer Bürger zu unterstützen.

Psychische Gesundheit betrifft alle

Die WHO beschreibt psychische Gesundheit als “einen Zustand des psychischen Wohlbefindens, der es den Menschen ermöglicht, die Belastungen des Lebens zu bewältigen, ihre Fähigkeiten zu erkennen, gut zu lernen und zu arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft zu leisten“.

Während der COVID-19-Pandemie verschlechterte sich die psychische Gesundheit, insbesondere bei gefährdeten Gruppen wie Kindern und Jugendlichen, älteren Menschen und Personen mit bereits bestehenden psychischen Erkrankungen.

Allerdings war bereits vor der Pandemie eine von sechs Personen in der Europäischen Union von psychischen Erkrankungen betroffen.

Die OECD schätzt, dass psychische Erkrankungen die 27 EU-Länder und das Vereinigte Königreich mindestens 600 Milliarden Euro oder mehr als vier Prozent des BIP kosten. Bei dieser Schätzung wurden  sowohl direkte Behandlungskosten als auch indirekte Kosten im Zusammenhang mit niedrigeren Beschäftigungsquoten und geringerer Produktivität berücksichtigt .

Nach Angaben der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz geben 27 Prozent der EU-Bürger an, unter Stress, Depressionen oder Angstzuständen zu leiden.

Aber auch Themen wie der Klimawandel haben speziell bei Kindern und Jugendlichen ein höheres Maß an Ängsten und Sorgen verursacht, während der Krieg in der Ukraine, höhere Lebenshaltungskosten, Arbeitslosigkeit und die zunehmende Digitalisierung sich ebenfalls negativ auf die psychische Gesundheit auswirken.

Nach Angaben der Europäischen Kommission sind psychische Gesundheitsprobleme zwischen den Bevölkerungsgruppen ungleich verteilt, wobei Depressionen bei Frauen und in Bevölkerungsgruppen mit niedrigerem Einkommen und Bildungsniveau häufiger vorkommen.

Die  Beauftragte für psychische Gesundheit des spanischen Gesundheitsministeriums, Belén González, erinnerte daran, dass in Spanien die Verschreibung von Antidepressiva seit dem Jahr 2000 um 250 Prozent gestiegen ist; Menschen mit geringem Einkommen würden siebenmal häufiger mit dieser Art von Medikamenten behandelt als Menschen mit hohem Einkommen.

Laut der Italienischen Gesellschaft für Psychiatrie ist die Prävalenz von psychischen Störungen im Begriff, die von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu überholen. Depressionen und andere psychische Erkrankungen werden weltweit zudem bereits vor 2030, dem Jahr, für das die WHO die „Überholung“ prognostiziert hatte, die am weitesten verbreiteten Erkrankungen sein. 

In der Vergangenheit hatte die WHO erklärt, dass „aktuelle Vorhersagen darauf hindeuten, dass Depressionen bis zum Jahr 2030 die führende Ursache für die weltweite Krankheitslast sein werden“.

Zu lange übersehen

Der WHO zufolge ist die psychische Gesundheit „einer der am meisten übersehenen Bereiche der öffentlichen Gesundheit, der nur einen winzigen Teil der Aufmerksamkeit und der Ressourcen erhält, die er braucht und verdient“.

In Frankreich hat der neue Premierminister Michel Barnier angekündigt, er wolle die psychische Gesundheit bis 2025 zu einem „wichtigen nationalen Anliegen“ machen. Außerdem versprach er, die Zahl der Informations- und Unterstützungszentren für Jugendliche „innerhalb von drei Jahren“ zu verdoppeln. Ein Bericht der französischen Hochkommission für Planung, der in der letzten Woche der Regierung vorgelegt wurde, stellt Defizite fest.

Der Schwerpunkt des Dokuments lag auf der „Prävention“, der Früherkennung von Störungen und der Änderung des Versorgungspfads. Der Report stellte fest, dass der öffentliche psychiatrische Dienst „Schwierigkeiten habe, den Bedarf zu decken“ und dass die öffentlichen Aufnahmeeinrichtungen „überfüllt“ seien. Die Zahl der Psychiater pro 100.000 Einwohner in Frankreich „schwankt je nach Region zwischen einem und 40“, was „Fragen der Gleichheit“ aufwerfe, betonte der französische Planungskommissar François Bayrou.

In Rumänien sind die Gesundheitsausgaben pro Kopf nach wie vor die niedrigsten unter den EU-Ländern, und die Zahl der Fachärzte liegt deutlich unter dem EU-Durchschnitt, heißt es in einem Bericht. Für das Land wurden die wirtschaftlichen Kosten psychischer Erkrankungen im Jahr 2015 auf 2,1 Prozent des BIP (3,4 Milliarden Euro) geschätzt. Der rumänische Wirtschafts- und Sozialrat schätzt die Kosten für unbehandelte psychische Störungen auf 11 Milliarden US-Dollar (10,1 Milliarden Euro) im Jahr 2022. Obwohl Rumänien eine der niedrigsten Prävalenzraten in der EU hat, sind Probleme im Zusammenhang mit der psychischen Gesundheit möglicherweise weiter verbreitet als angegeben – unter anderem aufgrund von Stigmatisierung oder Unterdiagnose.

Nach Angaben der OECD war 2019 in Slowenien jeder sechste Mensch von psychischen Problemen betroffen. Die Regierung reagierte darauf, indem sie die Bemühungen um die Eröffnung von Zentren für psychische Gesundheit für Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche beschleunigte. Das Nationale Institut für öffentliche Gesundheit stellte fest, dass mehr als ein Drittel der Arbeitnehmer in Slowenien bei der Arbeit Risiken für ihre psychische Gesundheit ausgesetzt ist.

In Italien geben sechs Prozent der Erwachsenen an, unter depressiven Symptomen zu leiden. Dabei nimmt der Anteil in der Allgemeinbevölkerung ab, während er bei jungen Menschen zwischen 18 und 34 Jahren zunimmt. Jeder Dritte sucht keine Hilfe, wie Daten des italienischen Nationalen Gesundheitsinstituts zeigen.

Nach Angaben der Italienischen Gesellschaft für Psychiatrie gehen die “pandemischen Ausmaße”, die psychische Störungen erreicht haben, insbesondere in Italien nicht mit einer Zunahme oder Verbesserung der Behandlungseinrichtungen einher. Die Zahl der Abteilungen für psychische Gesundheit ist von 183 im Jahr 2015 auf 139 im Jahr 2023 gesunken.Im nächsten Jahr werden weitere tausend Psychiater fehlen.

Auch in anderen Ländern ist eine steigende Zahl junger Menschen zu beobachten, die über psychische Probleme berichten.

41 Prozent der Jugendlichen in Spanien hatten oder glaubten, im letzten Jahr ein psychisches Problem gehabt zu haben. Mehr als die Hälfte habe nicht um Hilfe gebeten und ein Drittel hätte niemandem davon erzählt, so die Daten von UNICEF und der Universität Sevilla, die fast 5.000 Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren befragt haben.

„Es gibt einen sehr bedeutenden Wandel in Bezug auf die psychische Gesundheit, man weiß mehr, es wird mehr gesagt, aber es fehlt an Daten und besserem Wissen; unsere Jugendlichen sprechen immer normaler über psychische Gesundheit oder erkennen mögliche Probleme, aber ein gewisses Stigma besteht immer noch in Bezug auf dieses Thema“, erklärte José María Vera, Exekutivdirektor von UNICEF Spanien.

Ein Smartphone mit mehreren Social-Media-Apps auf dem Startbildschirm liegt auf einem Tisch. Foto: Hannes P. Albert/dpa

Zwischen Influencern, Selbstdiagnose und erhöhtem Bewusstsein für psychische Gesundheit

Jüngste Studien haben alarmierende Zusammenhänge zwischen übermäßiger Bildschirmzeit und den daraus resultierenden negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und die schulischen Leistungen von Kindern und Jugendlichen aufgezeigt. Einige beobachten aber auch, wie die Zeit vor dem Bildschirm dazu beitragen kann, Zugang zu Informationen und Hilfe zu erhalten.

Nach den gemeinsamen Daten von UNICEF und der Universität Sevilla hält mehr als die Hälfte der Jugendlichen die Netzwerke X, TikTok und Instagram für ziemlich oder sehr gefährlich für die psychische Gesundheit, obwohl sie auch erkennen, dass sie ihre Verbündeten sind, wenn es um die Suche nach Informationen geht.    

75 Prozent der 15- bis 25-Jährigen in Österreich folgen Influencern auf Sozialen Medien. 30 Prozent geben an, speziellen Gesundheitsinfluencern zu folgen, berichtete Kommunikationsforscherin Kathrin Karsay von der Universität Wien aus einer aktuellen Studie.

Die Forscherin stellte eine zunehmende Aufmerksamkeit für psychische Gesundheit fest, aber auch eine gewisse „Trivialisierung und Verherrlichung“ von psychischen Problemen.

Es ist „irgendwie im Trend, psychische Beschwerden zu haben, und das sehe ich als Problem“, sagte sie. Es komme auf Social Media zu steigenden Selbstdiagnosen und Überinterpretationen von psychischen Beschwerden.

 „Ich betone, dass man sich mehr Informationen einholen und einen Spezialisten kontaktieren sollte. Man kann sich nicht selbst diagnostizieren“, sagte der ungarische EU-Abgeordnete, Mediziner und Influencer András Kulja über seine Videos

„Man entscheidet selbst, wem man folgt“, betonte Conor Warren, Gründer von Spark UK, einer von jungen Menschen geführten Organisation für mentale Gesundheit in Großbritannien. „Soziale Medien sind hier, um zu bleiben“, so 18-Jährige. 

Er habe selbst unter psychischen Beschwerden gelitten und es sei schwierig für ihn gewesen, mit einem Spezialisten direkt darüber zu sprechen, weil er es gewohnt war, mit seinen Freunden über Messaging-Dienste zu kommunizieren. Daher sollten Angebote ohne übliche Kommunikationswege gefördert werden, wie Text-Services zur Unterstützung der psychischen Gesundheit, empfahl Warren.

Dieser Artikel wird zwei Mal pro Woche veröffentlicht. Der Inhalt basiert auf Nachrichten der teilnehmenden Agenturen im enr.