Praha – Das tschechische Transportnetz verfügt über ausreichende Kapazitäten, um im Falle einer Unterbrechung der russischen Gaslieferungen über die Ukraine den aktuellen Transit zu ersetzen. Dies schrieb der Minister für Industrie und Handel Jozef Síkela (STAN) in einem an die europäische Energiekommissarin Kadri Simonsová gerichteten Brief. Er reagierte damit auf die Situation, dass Ende dieses Jahres das russisch-ukrainische Abkommen über den Gastransport ausläuft, was insbesondere die Länder östlich von Tschechien betreffen würde. Über den Brief informierte heute das Ministerium für Industrie auf seiner Website.
Derzeit weist nichts darauf hin, dass das Gastransportabkommen verlängert wird, erklärte die Behörde. Ein Ausfall der russischen Gaslieferungen nach Ablauf des Vertrags würde hauptsächlich die Länder östlich von Tschechien betreffen. Es handelt sich um etwa 40 bis 42 Millionen Kubikmeter Erdgas pro Tag, die ersetzt werden müssten.
Im Falle einer Beendigung des Gastransports aus Russland über die Ukraine sei in erster Linie nach Ersatz durch alternative Lieferanten zu suchen, erklärte Síkela. „Es ist wichtig, eine Situation zu vermeiden, in der wir zwar formal nicht-russisches Gas kaufen, dieses aber während des Transports nach Europa gegen russisches Gas ausgetauscht wird und wir uns so in unseren Bemühungen, die Lieferungen aus Russland zu begrenzen, nicht weiterbewegen“, fügte der Minister hinzu.
Die geeignetste Alternative sei laut Síkela die Nutzung von Gas, das aus Westeuropa strömt und über tschechisches Gebiet transportiert werden könnte. Auf diese Möglichkeit weist der Minister die EU-Kommissarin in seinem Brief hin. Die Kapazität der durch Tschechien führenden Gaspipelines sei dafür ausreichend. Der Ersatz von russischem Gas durch verflüssigtes Erdgas (LNG), das in den an der europäischen Küste errichteten Terminals importiert wird, stehe ebenfalls im Einklang mit dem REPowerEU-Plan, der darauf abzielt, die Abhängigkeit von russischen Energierohstoffen zu verringern, erinnerte der Minister. Síkela betonte auch, dass die Entscheidung der deutschen Regierung, ab Anfang nächsten Jahres die besondere Gebühr für die Gasspeicherung abzuschaffen, die den Erdgastransport durch Deutschland verteuerte, die Umsetzung des Plans erheblich unterstützen werde. (5. September)