In 20 Ländern der Europäischen Union bezahlen die Menschen mit dem Euro. Daran erinnern insbesondere die unterschiedlichen nationalen Seiten der Euro-Münzen. Werden diese Münzen und die Euro-Geldscheine bald der Vergangenheit angehören? Nutzer sozialer Netzwerke behaupten tatsächlich, dass Bargeld „jetzt“ abgeschafft werden soll.
Bewertung
Die Behauptung ist falsch. Derzeit gibt es keine Gesetzesvorlagen oder Initiativen zur Abschaffung des Euro-Bargeldes. Scheine und Münzen bleiben weiterhin ein gültiges Zahlungsmittel im Euroraum. Gleichzeitig arbeitet die Europäische Zentralbank (EZB) weiter an Lösungen, die den digitalen Zahlungsverkehr verbessern sollen.
Fakten
Beim Online-Shopping, im Supermarkt oder im Restaurant ist bargeldloses Zahlen seit Langem möglich – und in vielen Ländern sehr beliebt. Dennoch ist Bargeld etwa in Deutschland weiterhin das meistgenutzte Zahlungsmittel. Allein 2021 wurde dort in knapp 58 Prozent aller Fälle bar gezahlt. Weil aber der Trend zu elektronischen Zahlungsweisen geht, erwägt die EZB die Einführung eines digitalen Euros. Dieser soll das Bargeld nicht ersetzen, sondern digital abgewickelte Zahlungen sicher und einfacher machen. Bargeldzahlungen werden von der EZB mit Blick auf Cybersicherheit und Betrug als sichere Zahlungsart gewertet.
Ob es den digitalen Euro überhaupt geben wird, ist noch unklar. Bis Oktober 2023 läuft ein Projekt, bei dem die Möglichkeiten von digitalem Zentralbankgeld untersucht werden sollen.
Die Falschbehauptung von der Abschaffung des Bargelds macht dennoch die Runde in Europa. Im Zusammenhang mit dem EZB-Projekt für einen digitalen Euro tauchten ähnliche Angaben auch schon in französischer und niederländischer Sprache auf. Ihre weite Verbreitung machen sie nicht richtiger: Entsprechende Faktenchecks widerlegten den Claim schon in verschiedenen Ländern.
Im Jahr 2016 hat die EZB zudem beschlossen, dass keine neuen 500-Euro-Scheine mehr gedruckt werden. Damit soll illegalen Geldgeschäften Vorschub geleistet werden. Die bereits vorhandenen Scheine sind allerdings weiter gültig. Im Kampf gegen die Geldwäsche wurde zudem mit dem Sanktionsdurchsetzungsgesetz II der Kauf von Immobilien mit Bargeld in Deutschland verboten. In den meisten Fällen kann im Euroraum hingegen jede Person frei entscheiden, welches der gesetzlich gültigen Zahlungsmittel sie zur Abwicklung eines Kaufs nutzen möchte.
Links
Informationen zu Euro-Ländern (archiviert)
Bundesbank zu Euro-Münzen (archiviert)
EZB: «Die Rolle des Bargelds» (archiviert)
EZB-Informationen zum digitalen Euro (archiviert)
dpa-Faktenchecks auf Niederländisch und Französisch
Bundesbank-Statistik zu Zahlungsweisen (archiviert)
Pressemitteilung der EZB zum Ende der Produktion der 500-Euro-Scheine (archiviert)
Sanktionsdurchsetzungsgesetz II (archiviert)
Über dpa-Faktenchecks
Mehr Faktenchecks von dpa finden Sie auf der Seite dpa-factchecking.com. Über die Grundsätze unserer Arbeit informieren wir hier.
Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte an faktencheck@dpa.com.
Schon gewusst?
Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.