Das Thema Flüchtlinge sorgt in der EU für viele Diskussionen. Die deutsche Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) etwa hat jüngst anlässlich eines Flüchtlingsgipfels erneut auf eine stärkere Kontrolle an den EU-Außengrenzen gedrängt. Im Juni beraten die EU-Innenminister um die seit Jahren strittige Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems.

Erschwert wird die Debatte dadurch, dass im Netz vielfach Falschbehauptungen zu Flüchtlingen und zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine kursieren. Manche Nutzer im Netz behaupten etwa, nur ein kleiner Teil der Ukraine im Osten sei vom Krieg betroffen – und eine Flucht in andere europäische Länder deshalb gar nicht nötig. Andere verbreiten sogar, Aufnahmen von zerstörten Häusern in der Ukraine seien nur inszeniert worden. Was ist davon zu halten?

Bewertung

Falsch. Die gesamte Ukraine ist vom Krieg und seinen Auswirkungen betroffen. Behauptungen über angeblich inszenierte Zerstörungen sind haltlos.

Fakten

Nicht nur im Osten der Ukraine gibt es kriegerische Auseinandersetzungen. Die russisch-ukrainische Front zieht sich von Kupjansk im Osten bis Cherson im Süden der Ukraine, wie zum Beispiel die Online-Karte liveuamap.com zeigt.

Aber auch die anderen Regionen der Ukraine werden immer wieder von Russland attackiert. Viele Orte wurden bei Luftangriffen getroffen. Ende April starben beispielsweise in der Stadt Uman im Zentrum des Landes Zivilisten bei einem solchen Angriff. Und die Attacken halten an, wie Berichte des Institute for the Study of War zeigen.

Laut dem Auswärtigen Amt besteht zudem überall im Land die Gefahr von nicht explodierter Munition. Und die wirtschaftlichen wie sozialen Folgen des Krieges sind im ganzen Land zu spüren. Auch deshalb sind Millionen Menschen in Nachbarländer und nach Westeuropa geflohen.

Einige der beschädigten Gebäude in der Ukraine wurden inzwischen wieder repariert. Nun verbreitet sich im Netz die Behauptung, sie seien nie beschädigt worden. Als vermeintlicher Beweis wird ein Video verbreitet, in dem viele Gebäude vor und nach deren Renovierung gezeigt werden.

Weitere Aufnahmen belegen jedoch die Zerstörungen und widerlegen die Behauptungen aus dem Video. Beim Vergleich von Aufnahmen nach dem Wiederaufbau mit Fotos von vor 2022 fallen zudem viele Veränderungen ins Auge, wie ein Faktencheck der dpa zeigt.

Links

Post mit irreführender Karte (archiviert)

Facebook-Post zu angeblich inszenierten Zerstörungen (archiviertVideo archiviert)

Auswärtiges Amt zur Lage in der Ukraine

Liveuamap.com

Berichte des Institute for the Study of War

dpa-Faktencheck zu Zerstörungen in der Ukraine

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