Am 1. Januar 2002 war es soweit: Funkelnagelneue Münzen und Banknoten kamen in Umlauf. Aber dieser Tag war auch von Verwirrung und manchmal höherer Mathematik bei der Umrechnung begleitet – die gemeinsame EU-Währung, der Euro, wurde in physischer Form in 12 Mitgliedstaaten eingeführt.
Nach mehreren Jahren, in denen der Euro nur als Rechnungswährung genutzt wurde, feierte er schließlich sein Debüt unter den damals etwa 308 Millionen Bürgerinnen und Bürgern der ursprünglichen Eurozonen-Mitglieder: Österreich, Belgien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Portugal und Spanien.
Eine Wirtschafts- und Währungsunion war seit Jahrzehnten eines der Ziele der Europäischen Union, und seit seiner Einführung ist der Euro ein fester Bestandteil des internationalen Finanzsystems geworden – trotz Herausforderungen wie der europäischen Staatsschuldenkrise von 2008 bis 2012.
Bulgarien ist das nächste Mitgliedsland, das der Währungsunion beitreten wird, die derzeit aus 20 der 27 EU-Länder besteht. Anfang Juni gab die Europäische Kommission in ihrem Konvergenzbericht grünes Licht für Bulgarien, ab Januar 2026 den Euro zu nutzen, womit das Land das 21. Mitglied der Eurozone wird.
Die Eurogruppe sprach daraufhin eine Empfehlung aus, die bei einem ECOFIN-Treffen – bei dem sich die Wirtschafts- und Finanzminister der EU regelmäßig treffen – bestätigt wurde. Was noch fehlt, ist die Zustimmung der Staats- und Regierungschefs der EU im Europäischen Rat, die für diesen Donnerstag oder Freitag erwartet wird, sowie eine endgültige Entscheidung am 8. Juli beim nächsten ECOFIN-Treffen. Letzteres erfordert eine einstimmige Zustimmung zur Umrechnungsrate zwischen Euro und Lew, die die Kommission voraussichtlich am 30. Juni vorschlagen wird.
Hoffnung und Nostalgie
Die Kommission erklärte, dass Bulgarien die strengen Kriterien erfüllt habe, „die sicherstellen sollen, dass ein Land bereit ist, den Euro einzuführen, und dass seine Wirtschaft ausreichend darauf vorbereitet ist“.
Die Entscheidung wurde von anderen Mitgliedern begrüßt: „Eine gemeinsame Währung für ein weiteres Mitglied der Europäischen Union ist ein bedeutender Schritt für die Wirtschaft der gesamten Union,“ sagte der slowakische Finanzminister Ladislav Kamenický.
Auch die Europäische Zentralbank (EZB) äußerte sich positiv und lobte das „enorme Engagement“ des ärmsten EU-Mitglieds, die notwendigen Anpassungen vorzunehmen.
Um den Euro einzuführen, müssen Länder ihre nationale Gesetzgebung an das relevante EU-Recht angleichen und spezifische Bedingungen erfüllen, die auf die wirtschaftliche Konvergenz abzielen. Diese Konvergenzkriterien sind makroökonomische Indikatoren, die sich auf Preisstabilität, langfristige Zinssätze, Wechselkursstabilität sowie solide und nachhaltige öffentliche Finanzen konzentrieren.
Bulgarien mit seinen 6,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern hat mehrere Jahre damit verbracht, seine Wirtschaft vorzubereiten, insbesondere damit, die Inflation zu senken. Das Land bereitet sich bereits vor, indem Preise in beiden Währungen angezeigt werden, Geldautomaten aktualisiert und Maßnahmen gegen Spekulationen ergriffen werden.
In Bulgarien selbst reichen die Gefühle von Begeisterung in der Regierung bis zu Widerstand auf den Straßen: Ministerpräsident Rosen Zhelyazkov bezeichnete das grüne Licht der Kommission als „einen bemerkenswerten Tag“, der auf „Jahre der Reformen, des Engagements und der Abstimmung mit unseren europäischen Partnern“ folgte. Vertreterinnen und Vertreter von Gewerkschaften, Industrie und Banken unterstützen die Einführung.
Anhängerinnen und Anhänger der pro-russischen Oppositionspartei „Vazrazhdane“ protestierten wiederholt und forderten eine Rückkehr zu mehr nationaler Souveränität sowie die Beibehaltung der nationalen Währung, des Lew. Präsident Rumen Radev hatte ebenfalls – jedoch ohne Erfolg – versucht, die Einführung zu bremsen, indem er ein Referendum über den Beitritt zum Euro im Jahr 2026 vorschlug. Er stellte den Zeitpunkt der Einführung infrage und ist der Ansicht, dass Bulgarien mehr Zeit zur Vorbereitung benötige.
Die öffentliche Zustimmung scheint zu schwinden. Laut der Frühjahrsumfrage 2025 von Eurobarometer sind 43 Prozent der Bulgarinnen und Bulgaren für die Einführung des Euro – ein Rückgang um 3 Prozentpunkte im Vergleich zur Herbstumfrage. 50 Prozent sind gegen den Euro, ein Anstieg um 4 Prozentpunkte seit dem letzten Herbst.
Die Bulgarinnen und Bulgaren erkennen die Vorteile, ohne dabei eine rosarote Brille aufzusetzen. „Es wird uns mehr Freiheit geben und das Reisen ins Ausland erleichtern,“ sagte Akseniya, eine 36-jährige Softwareentwicklerin. Sie fügte jedoch hinzu, dass sie „ein wenig Nostalgie“ empfinde. „Wir verlieren ein Stück unserer Identität, unseren Lew.“
Die Hauptsorgen der Bulgarinnen und Bulgaren drehen sich um einen möglichen Anstieg der Inflation und der Preise für Waren des täglichen Bedarfs. Die Regierung hat eine Informationskampagne gestartet, während die Regulierungsbehörden die Preise überwachen.

Von 12 auf 21
Spanien war eines der ersten Länder, das den Euro einführte. Die Wirtschaft des Landes profitierte von Beginn an von der Mitgliedschaft in der Union – sie wuchs beispielsweise in 40 Jahren EU-Mitgliedschaft um das Zehnfache, trotz anhaltender struktureller Probleme.
Die EU bot Spanien ein Netz aus Stabilität und Disziplin in Krisenzeiten, wie etwa 2008.
Obwohl das Land mit einem erwarteten BIP-Wachstum von 2,6 Prozent für 2025 stärker wächst als der Eurozonen-Durchschnitt – den die Kommission in ihrer Frühjahrsprognose auf nur 0,9 Prozent schätzte – stehen Herausforderungen bevor:
Der Internationale Währungsfonds (IWF) forderte Anfang des Monats die Eurozonen-Länder mit „begrenztem“ finanziellem Spielraum und hoher Verschuldung, darunter Spanien, auf, bedeutende Anpassungen ihrer Haushalte vorzunehmen. Diese Länder stehen demnach vor „Ausgabenzwängen“, die mit ihren Verpflichtungen bei Sicherheit und Verteidigung sowie einer alternden Bevölkerung verbunden sind.
Mehr als zwei Jahrzehnte nach der Einführung des Euro in Portugal wägt das Land immer noch die Vor- und Nachteile seiner Integration in die Eurozone ab.
Der Schritt wurde damals als ein Schritt in Richtung Modernisierung und finanzielle Stabilität begrüßt. Die Einführung einer gemeinsamen Währung bedeutete jedoch auch den Verzicht auf wichtige wirtschaftspolitische Instrumente.
Mit der Zentralisierung der geldpolitischen Entscheidungen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt verlor Portugal die Kontrolle über Zinssätze und die Möglichkeit, seine Währung in Krisenzeiten abzuwerten. Diese Einschränkung wurde besonders während der Eurozonen-Schuldenkrise deutlich, als Portugal in schwere wirtschaftliche Turbulenzen geriet und einen internationalen Rettungsschirm benötigte.
Viele portugiesische Bürgerinnen und Bürger erinnern sich auch an eine unmittelbare Auswirkung: die steigenden Kosten für alltägliche Güter. Obwohl die offiziellen Daten zur Inflation nur moderate Anstiege zeigten, war die öffentliche Wahrnehmung, dass die Preise nach der Einführung des Euro spürbar gestiegen seien – ein Gefühl, das die öffentliche Meinung über die Einheitswährung weiterhin beeinflusst.
Die Eurozone wuchs allmählich auf 20 Mitglieder: Slowenien trat 2007 bei, Zypern und Malta 2008, die Slowakei 2009, Estland 2011, Lettland 2014 und schließlich Litauen 2015.
2023 trat Kroatien bei – bislang das jüngste Mitglied der Eurozone. Der Beitritt erfolgte während einer Phase weltweit hoher Inflation. Doch viele Bürgerinnen und Bürger machen den Euro für die Preisanstiege verantwortlich.
Die kroatische Zentralbank erklärt, dass das Land wirtschaftlich vom Euro profitiert habe, da seine Wirtschaft Stabilität und Widerstandsfähigkeit gegenüber globalen Krisen zeige.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte im vergangenen Jahr, dass Kroatiens Inflation zu den höchsten in der Eurozone gehöre, liege teilweise daran, dass Kroatien eine der höchsten Wachstumsraten in der EU aufweise.
Euro? Nein, danke…
Dennoch gibt es eine Reihe von Ländern, die lieber an ihren Kronen, Korunas, Forints, Zloty und Leu festhalten, anstatt den Euro einzuführen:
Dänemark schloss durch eine Opt-out-Klausel im Vertrag von Maastricht 1991 dauerhaft die Einführung des Euro aus.
Schweden hat keine formelle Opt-out-Klausel, stimmte aber 2003 in einem Referendum gegen den Beitritt zur Eurozone. Es nimmt nicht am Wechselkursmechanismus teil und vermeidet es de facto, dem Euro beizutreten.
Die Tschechische Republik, Ungarn und Polen gehören ebenfalls nicht zur Eurozone und zeigen wenig Bewegung in Richtung Einführung. Rumänien wäre eher bereit, beizutreten, erfüllt jedoch noch nicht die notwendigen Kriterien.
Die tschechische Regierung beschloss im April, keinen Zeitplan für die Einführung des Euro festzulegen, obwohl das Land im vergangenen Jahr drei der fünf Kriterien erfüllt hatte.
Die Entscheidung sei jedoch nicht wirtschaftlich begründet, erklärte Finanzminister Zbynek Stanjura: „Es gibt keine klaren wirtschaftlichen Gründe für oder gegen die Einführung des Euro, und die Erfahrungen anderer Länder, die den Euro in der Vergangenheit eingeführt haben, zeigen, dass der entscheidende Faktor die Unterstützung der Bevölkerung ist,“ sagte der Minister.
„In der Tschechischen Republik unterstützt derzeit nur ein Viertel der Bevölkerung die Einführung des Euro. Solange die Unterstützung nicht auf mindestens 50 Prozent steigt, macht es meiner Meinung nach keinen Sinn, eine nationale Währung mit einer so langen Tradition aufzugeben.“
Euro ohne die EU
Bosnien und Herzegowina ist formal noch weit davon entfernt, den Euro einzuführen – das Land ist weder EU-Mitglied noch erfüllt es die Mindestanforderungen des Maastricht-Vertrags.
Allerdings ist die bosnische Konvertible Mark (BAM) an den Euro gekoppelt, was dem Land bereits viele Vorteile bringt: niedrige Inflation, ein stabiler Wechselkurs und die Vermeidung von Währungsrisiken.
Experten warnen jedoch, dass die einseitige Einführung des Euro ohne EU-Mitgliedschaft erhebliche Risiken birgt – insbesondere den Verlust der Kontrolle über die Geldpolitik und die Möglichkeit, dass selbst kleinste Schocks in der Eurozone ohne Anpassungsmechanismen auf Bosnien und Herzegowina übertragen werden könnten.
Auf der anderen Seite zeigen Daten der Zentralbank, dass die Ersparnisse der Bürgerinnen und Bürger in Euro 6,7 Milliarden BAM betragen – ein Zeichen für das starke Vertrauen in die europäische Währung.
Digitale Verwirrung
Unterdessen sind die Pläne der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Einführung eines „digitalen Euro“ immer wieder Ziel von Fehlinformationen.
Der digitale Euro wäre im Wesentlichen eine Form von Bargeld, das von der EZB abgesichert wird. Es gibt jedoch noch keine Entscheidung über seine Einführung oder einen Zeitplan dafür.
Dennoch führen Diskussionen über die Vorbereitungen regelmäßig zu falschen Behauptungen von Euroskeptikern. Sie behaupten, dies würde die Abschaffung von Bargeld und eine totale finanzielle Überwachung der Bürgerinnen und Bürger bedeuten.
Lesen Sie die AFP-Faktenchecks zu diesen Behauptungen auf Französisch hier und hier.
Dieser Artikel wird zwei Mal pro Woche veröffentlicht. Der Inhalt basiert auf den Nachrichten der am European Newsroom beteiligten Agenturen.
