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Wien (APA) – Der österreichische Spitzendiplomat Wolfgang Petritsch sieht die Beziehungen zwischen Europa und den USA dauerhaft erschüttert. „Es wird kein Zurück mehr geben. Es wird sich ein bissl wieder einrenken, aber auf einer anderen Ebene“, sagte der Präsident der Österreichischen Marshallplan-Stiftung am Montag bei einer Podiumsdiskussion in Wien. Europa müsse sich nun auf seine eigene Zukunft besinnen. „Die steht zur Disposition, um die geht es.“

Petritsch präsentierte im Haus der Europäischen Union in Wien die zweite Auflage des Buches „Europa und USA – Was bleibt vom transatlantischen Verhältnis?“, das er gemeinsam mit Patrick Horvath herausgegeben hat. Der langjährige Diplomat Petritsch betonte, dass sich die aktuelle US-Regierung gegen jene amerikanischen Werte stelle, auf denen auch die Europäische Union basiert. Europa sei „allein“ und habe „einen Punkt erreicht, wo wir viel stärker und entschiedener auf uns selbst blicken müssen“, forderte er unter anderem eine Stärkung der gemeinsamen europäischen Außen- und Verteidigungspolitik.

„Bin dafür, dass wir an der Einstimmigkeit massiv rütteln“

„Allein die Erhöhung des Rüstungsbudgets wird es nicht sein. Wenn es nicht im Sicherheitsbereich auch eine Entwicklung gibt in Richtung europäische Armee, werden die Mehrausgaben nicht einen Unterschied machen“, betonte Petritsch. Ähnlich äußerte sich der Delegationsleiter der österreichischen Sozialdemokraten (SPÖ) im Europaparlament, Andreas Schieder. Es müsse etwa darauf geachtet werden, dass von den erhöhten Rüstungsausgaben „nicht ein Großteil wieder in den USA ausgegeben wird, und am Ende wieder die gleiche oder sogar erhöhte Abhängigkeit resultiert“.

Schieder forderte eine Zurückdrängung des nationalen Vetorechts, etwa auch bei den Erweiterungsverhandlungen. „Ich bin dafür, dass wir an der Einstimmigkeit massiv rütteln“, betonte er. Bezüglich Erweiterung richtete er seinen Blick auch auf Island. Sollte sich das nordische Land zu einer Wiederaufnahme der Beitrittsgespräche entschließen, könnten diese „relativ schnell“ abgeschlossen werden. „Sie müssen sich nicht hinter der Ukraine oder Moldau anstellen, sie sind relativ weit vorne.“

Wenig verhüllte Kritik an sozialistischer Regierung in Spanien

Die beiden SPÖ-Politiker – auch Petritsch ist Parteimitglied – äußerten auch deutliche Sympathien für ein EU-Mercosur-Handelsabkommen. Die Probleme im Agrarbereich seien „nicht unlösbar“, sagte Petritsch. Schieder sagte, dass das Abkommen auch auf seinem Tisch als Europaabgeordneter landen werde und man diese Frage „europäisch wird beantworten müssen und nicht national“. Mit Blick auf einen negativen Beschluss des österreichischen Parlaments zu Mercosur sagte Schieder, die österreichischen Parteien sollten in ihre Entscheidung einfließen lassen, dass sich „die Welt weiterentwickelt hat in dieser Frage“. „Ich habe lieber, man hat die Mercosur-Staaten als Partner oder sie entwickeln sich stärker in die BRICS-Welt“, so Schieder unter Verweis auf den losen Zusammenschluss von Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.

Der SPÖ-Politiker kritisierte zugleich die „Inkonsistenzen“ in der außenpolitischen Positionierung der EU-Staaten. „Noch immer haben einige Länder den Kosovo nicht anerkannt, die gleichzeitig finden, Anerkennung ist die beste Lösung und die Westsahara können wir den Marokkanern schenken“, sagte er im Beisein der spanischen Botschafterin Aurora Mejía in klarer Anspielung auf die sozialistische Regierung in Madrid, die eine der Vorkämpferinnen für die Anerkennung Palästinas ist, gleichzeitig aber mit vier weiteren EU-Staaten die Unabhängigkeit des Kosovo von Serbien nicht anerkennt und auch den Einsatz für die Unabhängigkeit seiner von Marokko annektierten Ex-Kolonie Westsahara aufgegeben hat. (10.11.2025)

Die redaktionelle Verantwortung für die Veröffentlichung liegt bei der APA.