Die Behandlung ausländischer Arbeiter auf den Stadion-Baustellen, der strenge Regierungskurs gegen Homosexuelle, Verstöße gegen die Menschenrechte allgemein: Katar steht im Zentrum heftiger Kritik, und die laufende Fußball-Weltmeisterschaft wirft ein Flutlicht auf die Lage im Gastgeberland. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich vor diesem Hintergrund die Behauptung, ein Flugzeug der deutschen Lufthansa habe in Doha nicht landen dürfen. Die deutsche Nationalmannschaft habe nach Oman weiterfliegen müssen, weil den Behörden in Katar die Bemalung der Maschine nicht passte. Die wirbt mit dem Slogan «Diversity Wins» nämlich für gesellschaftliche Vielfalt. Manche Nutzer bei Facebook behaupteten, der Golfstaat habe dem Flugzeug «wegen der LGBT-Symbolik» die Landung verweigert. Kann das sein?

Bewertung

Die Behauptung ist verkehrt. Vielmehr ist die «Fanhansa»-Maschine mit der bunten Sonderlackierung schon mehrfach ohne Probleme in der katarischen Hauptstadt Doha gelandet. Das bestätigte ein Lufthansa-Sprecher auf dpa-Nachfrage.

Fakten

Die deutsche Herren-Fußballnationalmannschaft ist am 14. November 2022 in Richtung Weltmeisterschaft gestartet. Vom Frankfurt am Main aus flog das Team zunächst nach Maskat im Oman. Gegen die Nationalmannschaft von Oman bestritt die deutsche Nationalelf am 16. November ein letztes Vorbereitungsspiel.

Für die Reise benutzte die Mannschaft laut einer Pressemitteilung der Lufthansa vom 13. November 2022 einen Linienflug, der über Maskat (Oman) nach Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) führte. Diese Maschine vom Typ Airbus A330 ist mit einer Sonderlackierung ausgestattet. Neben dem Slogan «Diversity Wins» (auf Deutsch: «Vielfalt siegt») und dem Schriftzug «Fanhansa» sind auf dem Flugzeug Sportler und Sportlerinnen unterschiedlicher Herkunft und Hautfarben zu sehen.

Unter Berufung auf ein arabisches Internetportal wird in den Facebook-Posts behauptet, die Sonderlackierung des Flugzeugs mit der Darstellung «mehrerer Männer» sei mit «homosexueller Propaganda» in Verbindung gebracht worden. Deswegen habe Katars Regierung der Maschine die Landung verweigert, diese sei daraufhin in den Oman geflogen.

Daten auf Flug-Seite zeigen: Maschine landete mehrfach in Doha

Das stimmt allerdings so nicht. Nachdem die Nationalmannschaft im Oman das Flugzeug verlassen hatte, setzte die Maschine dann am 14. November wie geplant ihren Flug nach Dubai fort. Die Nationalmannschaft war später mit einem anderen Flieger einer regionalen Fluggesellschaft nach Doha geflogen – «aus Gründen der Nachhaltigkeit», um Leerflüge zu vermeiden, heißt es in einer Pressemitteilung des Deutschen Fußball-Bunds (DFB).

Seither ist die «Fanhansa»-Maschine mit der Registrierung D-AIKQ aber mehrfach in Doha gelandet. Nach Daten der Webseite flightradar24.com, die weltweit Flugbewegungen verfolgt, landete das Flugzeug mit der Sonderlackierung etwa am 16., 18.,19. und 23. November in der katarischen Hauptstadt. Dabei gab es nach Angaben eines Lufthansa-Sprechers keinerlei Probleme.

Doha ist derzeit nicht Teil des normalen Flugplans der Lufthansa. Ein Sprecher der Fluggesellschaft sagte der Deutschen Presse-Agentur, man habe wegen der Fußball-Weltmeisterschaft insgesamt 18 Extra-Flüge für Fußballfans eingeplant. Davon werde sicherlich auch weiterhin ein Teil mit der «Fanhansa» bedient. Allerdings könnten andere Maschinen eingesetzt werden, falls die Buchungen das erforderten oder falls die Maschine mit der Sonderlackierung anderswo in der Welt unterwegs sei.

«Katar setzt seine Anschauungen durch»? – Nicht wirklich

Die falsche Behauptung über die bunte Lufthansa-Maschine verbreitete sich rasch in verschiedenen Sprachen und Ländern. «Katar erteilt eine Lektion und setzt seine Anschauungen bei dieser Weltmeisterschaft 2022 durch», schrieb etwa die Seite Djibsports.com aus Dschibuti in einem Post, der alsbald in frankophonen Ländern Europas geteilt wurde.

In Luxemburg behauptete eine Nutzerin zu der Lackierung der Maschine: «Die Behörden des islamischen Staates assoziierten diese Darstellung mit homosexueller Propaganda, welche im Lande verboten ist.» Zwar stimmt es, dass Werbung für Homosexualität in Katar nicht geduldet wird. Der Slogan «Diversity Wins» machte jedoch keine Probleme. Deshalb war die Behauptung ebenso falsch wie ähnliche Beiträge aus den Niederlanden.

Links

Lufthansa-Pressemitteilung vom 13. November 2022 (archiviert)

DFB-Pressemitteilung vom 14. November 2022 (archiviert)

Flugdaten bei flightradar24 zur Maschine D-AIKQ (archiviert und erneut archiviert)

Facebook-Post (archiviert)

dpa-Faktenchecks aus Belgien, Luxemburg und den Niederlanden

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