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Die Europäische Kommission hat am Donnerstag erklärt, dass Europa im Zusammenhang mit dem Handel und Konsum illegaler Drogen vor massiven Herausforderungen steht – und zwar in Punkto Sicherheit ebenso wie bei Gesundheit, Umwelt und sozialen Themen. Um das Wohlergehen der Bürgerinnen und Bürger zu schützen und das Problem an der Wurzel zu bekämpfen, wurden nun eine EU-Drogenstrategie und ein Aktionsplan gegen den Drogenhandel vorgestellt. 

„Was illegale Drogen angeht, erreicht Europa einen kritischen Punkt,“ erklärte Magnus Brunner, EU-Kommissar für Inneres und Migration, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Brüssel. 

„Heute ergreifen wir dringende Maßnahmen, um einen Wandel herbeizuführen. Mit der heutigen EU-Drogenstrategie und dem Aktionsplan senden wir den Drogenbaronen und ihren Organisationen eine sehr deutliche Botschaft: Europa wehrt sich,“ fügte er hinzu.

Die jüngeren Generationen seien am anfälligsten, so Brunner, sowohl für den Drogenkonsum als auch dafür, in Drogenhandel und kriminelle Netzwerke hineingezogen zu werden. Die Kommission schlägt Präventionsinitiativen und mehr Wiedereingliederung vor, um das Bewusstsein zu schärfen. Außerdem will sie den Mitgliedstaaten ein neues EU-Instrumentarium für Minderjährige und ein gemeinsames Handbuch zur Zerschlagung illegaler Produktionsstätten für synthetische Drogen an die Hand geben. 

Die neue EU-Drogenstrategie und der Aktionsplan sind wichtige Ergebnisse der Europäischen Strategie für innere Sicherheit mit dem Titel „ProtectEU“, die von der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, vorgestellt wurde. Die 19-Punkte-Strategie und der Plan geben die Leitlinien für den Zeitraum 2026 bis 2030 vor.

Um Vorsorge und Reaktionszeiten zu verbessern, wurden neue Systeme zur Verbesserung der Alarm- und Frühwarnsysteme entwickelt. Außerdem werden Bedrohungsanalysen zu hochwirksamen synthetischen Opioiden vorgenommen und 2026 ein neuer Sicherheits- und Innovationscampus eröffnet.

Die Sicherheit bleibt ein Eckpfeiler der Kommissionsstrategie, die auf die Zusammenarbeit mit Behörden wie der EU-Grenzschutzagentur Frontex setzt, eine neue Herangehensweise in Häfen auf den Weg bringt und strengere Vorschriften gegen organisierte Kriminalität, Drogenproduktion, Drogenhandel und kriminelle Infiltration einführt.

In diesem Rahmen werden aktualisierte Vorschriften für die Überwachung und Kontrolle von Drogenausgangsstoffen vorgeschlagen. Die Europäische Drogenagentur (EUDA) wird außerdem eine neue EU-weite Substanzdatenbank einrichten, um die Mitgliedstaaten bei der Identifizierung neuer synthetischer Drogen und von Drogenausgangsstoffen zu unterstützen.

Drogenausgangsstoffe sind Chemikalien, die für die illegale Herstellung von Drogen benötigt werden und die wichtigsten Rohstoffe für Amphetamine und MDMA, allgemein bekannt als Ecstasy, sind. Sie werden aber auch oft für pharmazeutische oder textile Zwecke verwendet. Angesichts der raschen Zunahme von Designer-Ausgangsstoffen ohne bekannte legitime Verwendung waren jedoch neue, maßgeschneiderte Rechtsvorschriften erforderlich. 

Neue Drogen, neue Gefahren

Der europäische Drogenmarkt entwickelt sich rasant, weil sowohl Anbieterinnen und Anbieter als auch Konsumentinnen und Konsumenten Wege finden, sich an geopolitische Instabilität, Globalisierung und technologische Fortschritte anzupassen, wie der im Juni von der EUDA veröffentlichte Europäische Drogenbericht 2025 gezeigt hat.

Darüber hinaus hebt der Bericht die zunehmende Integration neuer Stimulanzien – wie synthetischer Cathinone und hochwirksamer synthetischer Opioide – in den europäischen Markt für illegale Drogen hervor, und zwar zusätzlich zu einem beunruhigenden Anstieg beim Konsum häufiger verwendeter illegaler Substanzen wie Cannabis und Kokain. 

Das stelle neue Herausforderungen bei der Sensibilität bestehender Überwachungssysteme für neu auftretende Schäden und bei der Zweckmäßigkeit bestehender Maßnahmen auf nationaler und europäischer Ebene dar, heißt es in dem Bericht. 

Trotz zahlreicher positiver Entwicklungen, die durch den aktuellen Drogenrahmen eingeführt wurden, kam die Kommission in ihrer Bewertung der EU-Drogenstrategie 2021-2025 zu dem Schluss, dass sich die Drogensituation in der EU in den vergangenen fünf Jahren in vielerlei Hinsicht verschlechtert habe. 

Besonders hervorgehoben wird, dass es immer mehr kriminelle Unterwanderung gebe. Dem Bericht zufolge sind im Jahr 2019 insgesamt 419 Tonnen Kokain beschlagnahmt worden, sechsmal mehr als vor einem Jahrzehnt. Auch das Risiko drogenbedingter Todesfälle und psychischer Gesundheitsprobleme habe erheblich zugenommen. 

Darüber hinaus nutzten Drogenorganisationen Künstliche Intelligenz (KI), um den Drogenhandel zu optimieren, ihre Verbindungen zu internationalen kriminellen Netzwerken, insbesondere in Lateinamerika, zu stärken und Korruption und Gewalt als Dienstleistung einzusetzen, heißt es in dem Bericht.

EU-Kommissar Brunner hält eine stärkere Zusammenarbeit mit Drittländern für entscheidend, insbesondere innerhalb Lateinamerikas. Er erwähnte gemeinsame Bemühungen mit Kolumbien – mit dem Land gibt es einen Wissenstransfer, der in der Aufdeckungsstrategie der European Ports Alliance seinen Ursprung hat. „Meiner Meinung nach sollte der Kampf gegen den Drogenhandel beginnen, bevor er unsere Länder erreicht,“ sagte Brunner.

Mitgliedstaaten schlagen Alarm

In allen Mitgliedstaaten formiert sich aufgrund des zunehmenden illegalen Drogenhandels und der damit verbundenen Kriminalität gerade eine Welle der Dringlichkeit.

Bulgarien meldete laut Innenminister Daniel Mitow einen Rekordanstieg beim Sicherstellen von Drogen in den ersten fünf Monaten des Jahres 2025. Nach Angaben der Generaldirektion für die Bekämpfung der organisierten Kriminalität (GDCOC) waren die beschlagnahmten Mengen bereits dreimal so hoch wie die im gesamten Jahr 2024 beschlagnahmten Mengen. 

Untersuchungen zeigen einen besorgniserregenden Trend, dass Kinder und Jugendliche in den Drogenhandel hineingezogen werden. Mitow warnte auch davor, dass der lebenslange Drogenkonsum unter Bulgarinnen und Bulgaren im Alter von 15 bis 64 Jahren zwischen 2020 und 2024 um 30 Prozent gestiegen sei.

Im Nachbarland Rumänien sind Drogenkonsum und Drogenhandel – insbesondere mit synthetischen Substanzen – nach wie vor ein Problem für die nationale Sicherheit, das sowohl von innenpolitischen Entwicklungen als auch von transnationalen kriminellen Netzwerken beeinflusst wird. Auf einer Sitzung des Obersten Rates für Nationale Verteidigung im November wurde erneut die Notwendigkeit koordinierter institutioneller Maßnahmen bekräftigt.

In Slowenien stehen mehr als 500 verschiedene Substanzen auf der Liste der verbotenen Drogen. Nach den neuesten Daten des Nationalen Instituts für öffentliche Gesundheit (NIJZ) nimmt die Verfügbarkeit von Drogen zu, und bei jungen Menschen sei ein etwas anderes Muster des Substanzkonsums als in der Vergangenheit zu beobachten, das teilweise mit sozialen Ängsten und Isolation während der Covid-19-Pandemie zusammenhängt. Dennoch stellte die slowenische Polizei einen signifikanten Rückgang bei Straftaten im Zusammenhang mit der Herstellung und dem Handel mit illegalen Drogen fest.

Der statistische Dienst des französischen Innenministeriums (SSMSI) veröffentlichte am Mittwoch eine Einschätzung zum Drogenhandel und -konsum, die einen Anstieg seit 2016 zeigt. Cannabis wird für den Zeitraum von 2016 bis 2024 als die am häufigsten verkaufte und konsumierte Droge im Land aufgeführt: 78 Prozent der wegen Drogenhandels Angeklagten hatten mit Cannabis zu tun, bei den angeklagten Konsumentinnen und Konsumenten waren es sogar 92 Prozent.Allerdings nehme auch der Handel mit Kokain und Ecstasy rapide zu. 

Während drogenbedingte Morde in französischen Städten, die mit Drogenkriminalität zu kämpfen haben, wie beispielsweise Marseille, oft Schlagzeilen machen, löste der jüngste Mord an dem 20-jährigen Bruder des Anti-Drogen-Aktivisten Amine Kessaci landesweite Forderungen nach einer Bekämpfung der Drogenkriminalität aus. Innenminister Laurent Nuñez bezeichnete das Verbrechen als „Wendepunkt”, und Präsident Emmanuel Macron forderte Frankreich auf, seine Maßnahmen zu verstärken und denselben Ansatz zu verfolgen wie im Kampf gegen den Terrorismus.

Der französische Anti-Drogen-Aktivist Amine Kessaci (Mitte r) und seine Mutter Ouassila Benhamdi Kessaci (Mitte l) nehmen an einem Gedenkmarsch für Mehdi Kessaci an dem Kreisverkehr teil, an dem er ermordet wurde, und um gegen den Drogenhandel zu protestieren.

Macron warf den Drogenkonsumentinnen und -konsumenten aus der städtischen Mittelschicht außerdem vor, eine durch Drogen verursachte Kriminalitätswelle zu fördern, während sie sich gleichzeitig über deren Folgen beschwerten.

In Europa hergestellt – oder importiert?

Die Niederlande sind laut dem Jahresbericht der EUDA eines der führenden Länder in Europa, sowohl als Importeur von Kokain als auch als Produzent zahlreicher anderer Drogen. So seien sie beispielsweise eine Drehscheibe im europäischen MDMA-Handel und ein wichtiger Akteur bei der Herstellung von Speed (Amphetamin) und Heroin, wie Daten zu stillgelegten Produktionsstätten zeigen. 

Die EUDA gab jedoch an, dass die Menge der beschlagnahmten Drogen und die Zahl der Festnahmen von Drogenhändlerinnen und -händlern im Jahr 2024 um fast die Hälfte zurückgegangen sei. 

Ein signifikanter Rückgang war laut EUDA im vergangenen Jahr auch im Hafen von Antwerpen zu verzeichnen. So beschlagnahmte der belgische Zoll in der ersten Hälfte dieses Jahres im Hafengebiet von Antwerpen 16,7 Tonnen Kokain, das seien 5 Tonnen weniger gewesen als im gleichen Zeitraum des Jahres 2024. Im gleichen Zeitraum habe es einen deutlichen Anstieg der Menge an Kokain gegeben, die in Südamerika beschlagnahmt wurde und für Belgien bestimmt war. 

„Das Ungeheuer ist jedoch nicht verschwunden,“ sagte Kristian Vanderwaeren, Generaldirektor der belgischen Zollbehörde im Finanzministerium. Nach Angaben belgischer Beamtinnen und Beamter streuen Kriminelle ihre Risiken, indem sie die Mengen reduzieren – ein Trend, der seit einiger Zeit zu beobachten ist.

Die Zollbehörden gehen davon aus, dass ein Teil des Drogenhandels in den Benelux-Ländern nach Frankreich und Spanien verlagert worden sei, da sich die Menge der beschlagnahmten Drogen in Frankreich im vergangenen Jahr verdoppelt habe. 

Spanien ist aufgrund seiner geografischen Lage, seiner Hafen- und Luftverkehrskapazitäten und seiner Verbindungen zu Lateinamerika, Nordafrika und Europa ein logistischer Knotenpunkt für den legalen und illegalen Handel, insbesondere mit Kokain und Cannabis. Laut der Nationalen Strategie gegen organisierte Kriminalität und Schwerverbrechen 2025 habe es in den vergangenen Jahren einen „deutlichen Anstieg” bei der Kokainbeschlagnahme in Häfen gegeben, und auch die Beschlagnahmungen von Drogen in Handgepäck, Containern und Luftfracht nähmen an Flughäfen „immer öfter” zu, „in bisher nie dagewesenen Mengen”. 

Die Strategie Spaniens zielt darauf ab, organisierte Kriminalität in diesem Bereich zu verhindern, aufzudecken, strafrechtlich zu verfolgen und einzudämmen. Der Mittelmeerstaat ist jedoch nicht das einzige Land, das sich aktiv mit den Risiken des Drogenhandels und Drogenkonsums auseinandersetzt.

Wie Staaten zu(rück)schlagen

Die Behörden in Albanien, das ein EU-Beitrittskandidaten-Land ist, haben mehrere Maßnahmen zur Bekämpfung von Drogen ergriffen, darunter die Verschärfung der Grenzkontrollen, die Zerstörung von Cannabisplantagen und die verstärkte Zusammenarbeit mit internationalen Behörden wie Europol und Interpol. Außerdem sind strengere Gesetze zum Verbot der Herstellung und des Vertriebs von Drogen erlassen worden, während gleichzeitig Anstrengungen unternommen werden, junge Menschen über die Folgen von Drogenkonsum aufzuklären. 

In Kroatien koordinieren das Gesundheitsministerium und das Kroatische Institut für öffentliche Gesundheit die Umsetzung der Nationalen Aktionsstrategie im Bereich Sucht für den Zeitraum bis 2030. Sie legen besonderen Wert auf Investitionen in die Prävention, um den Teufelskreis aus Sucht, Armut und organisierter Kriminalität zu durchbrechen. Das Innenministerium hat kürzlich bekannt gegeben, dass Kroatien die Einrichtung eines nationalen Zentrums plane, in dem mehrere Behörden zusammenarbeiten, um Schmuggel in Echtzeit zu bekämpfen. 

Das Engagement Rumäniens für den Schutz der Bevölkerung, insbesondere der Jüngsten, zeigt sich in einer strengeren Kontrolle chemischer Vorläufersubstanzen, der Ausweitung des nationalen Überwachungs- und Meldesystems und der Verbesserung des Zugangs zu Behandlungsmöglichkeiten. Die Behörden haben außerdem mehrere grenzüberschreitende Schleuserbanden zerschlagen.

Dazu passend  startete die bulgarische Grenzpolizei Anfang November eine groß angelegte internationale Operation gegen den Menschenhandel entlang der Landesgrenzen. Der Schwerpunkt der Mission lag auf der Verfolgung und Bekämpfung des illegalen Handels mit Menschen, Drogen und Verbrauchsteuer-Waren auf bulgarischem Grund.

In Frankreich kündigte Innenminister Nuñez am Mittwoch an, dass die Plattform Pharos zur Meldung illegaler Inhalte im Internet auch im Kampf gegen den Drogenhandel eingesetzt werden soll, insbesondere um Websites zu identifizieren, die synthetische Drogen verkauften und frei zugänglich seien. „Vor einigen Tagen wurden mehrere Dutzend Kilogramm synthetischer Drogen aus Paketen beschlagnahmt, die aus den Niederlanden kamen,“ sagte er. 

Die französische Nationalversammlung wird am 17. Dezember eine Debatte über die Bekämpfung des Drogenhandels führen.

Dieser Artikel ist eine enr Key Story. Der Inhalt basiert auf Nachrichten der am enr teilnehmenden Agenturen.