Mit einem Messer trennen zwei Mädchen lachenden Puppen Gliedmaßen ab. Es fließt Blut. Die Szene ist auf einem Bild der schwedischen Malerin Lena Cronqvist zu sehen. Dieses provokante Werk sei neben anderen Cronqvist-Gemälden im Europäischen Parlament in Brüssel zu sehen, empören sich Menschen in verschiedenen Beiträgen in Sozialen Netzwerken. Die Werke werden als «pädophile Kannibalenbilder» bezeichnet. Doch hängt dieses Gemälde wirklich in den Gängen des Europäischen Parlaments?

Bewertung

Die Behauptung ist falsch. Nur ein einzelnes Gemälde von Lena Cronqvist hängt tatsächlich vorübergehend in einem Gebäude des Parlaments. Es zeigt drei Kinder, die Grimassen schneiden. Das Gemälde der beiden Mädchen mit Messern wird nicht ausgestellt.

Fakten

Das Europäischen Parlament zeigt ein einziges Kunstwerk der Künstlerin Cronqvist, wie dessen Pressestelle der Deutschen Presse-Agentur (dpa) auf Anfrage mitteilte. Bei der Leihgabe handele es sich um das Werk «Schiefe Gesichter», ein Gemälde mit drei Kindern, die Grimassen schneiden, auf blau-weißem Hintergrund: «Seit Anfang 2023 ist es Teil einer temporären Ausstellung zur Feier der (…) schwedischen EU-Ratspräsidentschaft und ist im Europäischen Parlament in Brüssel, SPAAK-Gebäude, dritte Etage, zu sehen.» In seiner ständigen Sammlung habe das Parlament kein Bild von Cronqvist.

Das Gemälde «Schiefe Gesichter» war also im dritten Stock des Paul-Henri-Spaak-Gebäudes in Brüssel zu sehen. Auf dem Foto des Gemäldes, das in Sozialen Netzwerken verbreitet wird, ist deutlich der Hinweis «Temporäre Kunstausstellung» mit dem Logo des Europäischen Parlaments erkennbar. Die anderen verbreiteten Fotos haben dieses Detail nicht.

Das Gemälde «Schiefe Gesichter» ist auch in einem katalanischen Nachrichtenbericht (ab Minute 0:38) von Januar zu sehen. Neben ihm ist an den Wänden keines der anderen angeblich ausgestellten Werke zu sehen.

Das Gemälde von Kindern, die Puppen die Beine abschneiden, war den Angaben des Europäischen Parlaments zufolge also nie in dessen Räumen zu sehen. Es gibt auch sonst keinerlei Beweise, dass es dort ausgestellt worden wäre.

Das fragliche Bild aus dem Jahr 2001 heißt übrigens «Operation II». Es wurde beispielsweise in einer Ausstellung im Munch-Museum in Oslo gezeigt. Auch andere Bilder, die in sozialen Medien besondere Empörung auslösen, hängen nicht in den Räumen des Europäischen Parlaments. Entsprechende Behauptungen, die auch auf Niederländisch und Französisch kursierten, sind dementsprechend falsch.

Lena Cronqvist gilt als bedeutende zeitgenössische Expressionistin und Bildhauerin Skandinaviens. In ihren Werken sind immer wieder Mädchen zu sehen, die morbide Spiele spielen und Machtverhältnisse thematisieren. Zudem sind Angst und Leid wiederkehrende Themen in ihrem Werk.

Die temporären Ausstellungen gibt nach Angaben des EU-Parlaments seit 2011. Sie würden in Zusammenarbeit mit den Behörden der nationalen Regierungen für den jeweils halbjährlich wechselnden Vorsitz im Ministerrat organisiert. Die Ausstellungen umfassten Werke aus der Kunstsammlung des Europäischen Parlaments aus dem jeweiligen Mitgliedstaat sowie zusätzliche Stücke, die von der wechselnden Präsidentschaft zur Verfügung gestellt werden.

Links

Archiviertes Foto des Gemäldes «Schiefe Gesichter»

Logo des Europäischen Parlaments (archiviert)

Parlamentarische Anfrage (archiviert)

Sammlung zeitgenössischer Kunst des EP (archiviert)

Zur schwedischen Ratspräsidentschaft (archiviert)

Artikel über Paul-Henri Spaak-Gebäude in Brüssel (archiviert)

Katalanische Reportage (archiviertVideo archiviert)

Überblick über Werke von Lena Cronqvist (archiviert)

Informationen über Lena Cronqvist (archiviert)

dpa-Faktenchecks auf Niederländisch und Französisch

Bericht über Cronqvist-Ausstellung in Oslo (archiviert)

Tweet mit Behauptung 2 (archiviert)

Artikel von «Report24» mit Behauptung (archiviert)

Facebook-Post (archiviert)

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