Abgeordnete der rechten Partei Alternative für Deutschland (AfD) sorgten vergangene Woche in Deutschland für Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass sie an einem Gala-Abend des Republican Club teilgenommen hatten – einem wichtigen Netzwerktreffen der Partei von US-Präsident Donald Trump.
Doch sie sind nicht allein: Politikerinnen und Politiker aus vielen europäischen Ländern bewundern offen den US-Präsidenten und seine Politik. Angesichts der Angriffe seiner Regierung auf die Europäische Union erscheint dies nur auf den ersten Blick widersprüchlich. Diese rechten Politikerinnen und Politiker fühlen sich oft stärker zu Trumps autoritären Tendenzen hingezogen als zu liberalen oder sozialdemokratischen Bewegungen in ihren Heimatländern.
Seit Trumps Wiederwahl 2024 zeigen führende europäische Politikerinnen und Politiker und rechte Parteien – insbesondere aus Ungarn, Italien, den Niederlanden, Frankreich, Deutschland, Spanien, Österreich und Polen – öffentlich ihre Unterstützung oder Bewunderung für Trump.
Seine europäischen Unterstützerinnen und Unterstützer haben sich auch im Europäischen Parlament zusammengeschlossen: In der Fraktion „Patriots for Europe“ haben sich unter anderem Ungarns Fidesz-Partei, Frankreichs Rassemblement National (RN), Italiens Lega, die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ), Belgiens Vlaams Belang, die tschechische ANO, die Dänische Volkspartei, Spaniens VOX und die niederländische Partij voor de Vrijheid (PVV) als Pro-Trump-Fraktion positioniert.
Gegenseitige Bewunderung
Die konservative Bewegung in den USA priorisiert den Kontakt zu rechtsextremen Bewegungen in Europa offener als während Trumps erster Amtszeit, sagte US-Expertin für Desinformation Nina Jankowicz, die unter dem ehemaligen Präsidenten Joe Biden im Heimatschutzministerium tätig war.
„Das hat sich etwas bereits unter der Oberfläche abgezeichnet,“ sagte Jankowicz, „aber jetzt ist es offizielle Politik.“
„Ich kann mich an keine Zeit erinnern, in der ein US-Präsident so offen seine Präferenzen in Wahlen im Ausland geäußert hat – zumindest nicht in der modernen Geschichte,“ sagte Thomas Carothers, Direktor des Programms für Demokratie, Konflikte und Regierungsführung beim Carnegie Endowment for International Peace.
Deutschland
Hochrangige Mitglieder der AfD sind regelmäßig Gäste bei Veranstaltungen der Konservativen in den USA. Parteichefin Alice Weidel wollte kürzlich weder bestätigen noch dementieren, dass sie einen Besuch plane, und erklärte lediglich, sie habe „viele Einladungen“ aus Washington erhalten, die derzeit geprüft würden.

Trumps MAGA-Bewegung und die AfD stehen sich inhaltlich etwa in der Migrations- und Gesellschaftspolitik nahe und sehen sich beide im Kampf gegen eine aus ihrer Sicht linke Meinungshoheit in westlichen Demokratien. Trump-Vize JD Vance und der Ex-Berater des Präsidenten, Tesla-Chef Elon Musk, hatten schon im vergangenen Bundestagswahlkampf Partei für die AfD ergriffen.
Vance hatte sich am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz, wo er Deutschland und anderen europäischen Verbündeten eine Beschneidung der Meinungsfreiheit und eine Ausgrenzung von Parteien wie der AfD vorwarf, demonstrativ mit Weidel getroffen.
Frankreich
Trumps MAGA-Bewegung (Make America Great Again) sucht seit seiner Rückkehr ins Amt gezielt die Nähe zur französischen Rechten, was die Behörden des Landes angesichts bevorstehender, wichtiger Wahlen beunruhigt.
Das Rassemblement National (RN) sieht viele Gemeinsamkeiten mit der konservativen Bewegung in den USA. „Wir können uns mit Themen wie dem Kampf gegen Einwanderung und Grenzschutz identifizieren,“ ebenso wie mit der Ablehnung der „woken“ Kultur, sagte Louis Aliot, Vizepräsident des RN.
Eine Umfrage Ende November prognostizierte, dass RN-Chef Jordan Bardella 2027 die Präsidentschaftswahlen gewinnen könnte, unabhängig davon, gegen wen er in einer Stichwahl antreten müsste. Obwohl er nicht der offizielle Kandidat der Partei ist, genießt der 30-jährige Politiker große Popularität.
Marine Le Pen, die bereits drei Mal für das Amt kandidierte, wurde nach einer Verurteilung wegen Veruntreuung von der Kandidatur ausgeschlossen. Sie legte jedoch Berufung ein, und ein neues Verfahren wird Anfang nächsten Jahres erwartet.
Italien
Die italienische Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni verfolgt eine so pragmatische wie ideologisch abgestimmte Linie und nutzt ihre persönliche Beziehung zu Trump, um als potenzielle „Brückenbauerin“ zwischen den USA und der EU zu agieren.
Meloni war die einzige europäische Regierungschefin, die an Trumps zweiter Amtseinführung im Januar 2025 teilnahm. Melonis rechte Partei Fratelli d’Italia teilt viele konservative Ansichten mit Trump, darunter strikte Positionen zur Migration, traditionelle Familienwerte und die Ablehnung der „woken“ Kultur. Allerdings hat Meloni die US-Zölle auf EU-Exporte kritisiert.

Ungarn
Nach einem freundschaftlichen Treffen im Weißen Haus im November gewährte Trump dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán eine einjährige Befreiung von Sanktionen beim Kauf von russischem Öl und Gas.
Die beiden Rechtspopulisten haben politisch viel gemeinsam. Besonders in Bezug auf den Krieg in der Ukraine vertreten sie ähnliche Positionen. Orbán lobte Trump wiederholt als „Friedenspräsidenten“ und setzt darauf, dass dieser den Konflikt beendet.
Trump wiederum unterstützt Orbán uneingeschränkt in der Migrationsfrage und forderte die EU-Partner Ungarns auf, ihm mehr Respekt entgegenzubringen.
Orbán besuchte seinen „lieben Freund“ Trump im Laufe des vergangenen Jahr drei Mal in dessen Residenz Mar-a-Lago in Florida. Doch Trumps Rückkehr an die Macht war für Ungarn durchwachsen. Einerseits kippte Washington Sanktionen gegen den engen Orbán-Vertrauten Antal Rogán und stellte den Status Ungarns im Visa-Waiver-Programm wieder her. Andererseits treffen Trumps Zölle gegen die EU die exportorientierte ungarische Automobilindustrie hart und belasten die ohnehin schwache Wirtschaft weiter.
Orbán steht wegen der anhaltenden wirtschaftlichen Stagnation vor der größten Herausforderung seiner 15-jährigen Amtszeit bei den Wahlen im kommenden Frühjahr. „Ein sehr hoher Prozentsatz der europäischen Spitzenpolitik würde gerne sehen, dass Viktor Orbán die nächste Wahl verliert, aber das werden sie nicht laut sagen,“ sagte Carothers.
Polen
Trumps Heimatschutzchefin Kristi Noem sprach sich bei einem Besuch in Polen offen für den konservativen Präsidenten Karol Nawrocki aus, noch bevor dieser gewählt wurde. Nawrocki gewann schließlich die Wahl im Juni. Auch Trump unterstütze Nawrocki, der unter dem Slogan „Polen zuerst! Das polnische Volk zuerst!“ antrat.
Als Nawrocki im September das Weiße Haus besuchte, sagte Trump, er sei stolz darauf, ihn unterstützt zu haben, und gratulierte ihm zu seinem Wahlsieg. „Es war ein ziemlich harter Wahlkampf, ein ziemlich schmutziger Wahlkampf, und er hat sie alle geschlagen.“

Tschechien
Der künftige tschechische Ministerpräsident Andrej Babiš stellte sich kürzlich als „Trumpist und Friedensstifter“ dar und lehnte militärische Hilfe für die Ukraine ab. Babiš steht Trumps Politik wohlwollend gegenüber, hat jedoch die Zollpolitik der US-Regierung als „verrückt“ kritisiert.
Der Vorsitzende der ANO-Bewegung war von 2017 bis 2021 Regierungschef und kehrte bei den Parlamentswahlen im Oktober an die Macht zurück. Babiš’ Wahlkampfslogan „Starkes Tschechien“ ist eine direkte Anspielung auf Trumps Motto „Make America Great Again“ (MAGA).
Ausländische Medien bezeichnen den nach vierjähriger Pause erneut gewählten Ministerpräsidenten und Milliardär oft als „tschechischen Trump“ und berichten, er habe ein ähnliches Rezept zur Rettung Europas – nämlich die Ablehnung von Einwanderung und grüner Politik.
Österreich
Die österreichische rechtspopulistische FPÖ teilt viele ideologische Ansichten mit Trump, insbesondere in den Bereichen Migration, Souveränität und EU-Skepsis. Parteichef Herbert Kickl war einer der wenigen europäischen Politikerinnen und Politiker, die zu Trumps zweiter Amtseinführung eingeladen wurden, nahm jedoch nicht teil. Kickl sieht Trump als Vorbild.
Laut einem Medienbericht will die US-Regierung Österreich und drei weitere Länder aus der EU herauslösen. Wie die US-Plattform „Defense One“ unter Berufung auf einen angeblich unveröffentlichten Entwurf der neuen US-Sicherheitsstrategie berichtete, werden Österreich, Ungarn, Italien und Polen genannt, mit denen die USA „enger zusammenarbeiten sollten (…) mit dem Ziel, sie von der Europäischen Union zu lösen“.
Niederlande
Geert Wilders, der Vorsitzende der populistischen Partij voor de Vrijheid (PVV), wird manchmal als „niederländischer Trump“ bezeichnet – und teilt die Ansichten des US-Präsidenten gegen Einwanderung und das politische Establishment.
Spanien
Die spanische Rechtspartei VOX teilt mit Trump eine Reihe von politischen Ansichten: Grenzschutz, Euroskepsis und konservative soziale Werte. Parteichef Santiago Abascal war Gastgeber eines Events in Madrid mit dem Titel „Make Europe Great Again“, bei dem auch andere europäische Rechtsparteien zu Gast waren.
Bulgarien
Im Dezember war Bulgarien der erste EU-Mitgliedstaat, der mit der neuen US-Regierung einen Strategischen Dialog abhielt.
Ende November äußerten sich mehrere Spitzenpolitiker öffentlich zu den Bemühungen von Präsident Trump, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Der ehemalige Ministerpräsident Bojko Borissow begrüßte die US-Friedensinitiative und bezeichnete sie als Grundlage für weitere Verhandlungen. Gleichzeitig betonte er die Bedeutung der Koordination innerhalb der EU und der NATO sowie die Notwendigkeit, die Ukraine weiterhin zu unterstützen.
Präsident Rumen Radew beschrieb Trumps Friedensplan als „rational“ und warnte davor, Europa könnte den Konflikt verlängern, wenn es Verhandlungen weiter hinauszögert. Er kritisierte zudem die anhaltende finanzielle und militärische Unterstützung für die Ukraine.
Slowenien
In Slowenien, der Heimat der US-First Lady Melania Trump, gibt es keine Partei, die Trumps Politik offen und direkt nachahmt.
Die größte Überschneidung zeigt sich bei der größten Oppositionspartei, der SDS. Ihr Chef und ehemaliger Ministerpräsident Janez Janša, der hofft, bei den Wahlen im Frühjahr 2026 wieder an die Macht zu kommen, gehört zum Kreis von Orbáns Gleichgesinnten. Die SDS setzt sich für eine härtere Migrationspolitik sowie den Schutz nationaler Grenzen ein und greift regelmäßig die Medien, die Justiz und die Rechte der LGBTQ+-Community an.
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