Am 13. August erklärten die Afrikanischen Zentren für Krankheitsbekämpfung und Schutzmaßnahmen (Africa CDC) Mpox – ehemals Affenpocken – zu einem kontinentweiten Gesundheitsnotstand. Sie baten um internationale Hilfe, um das Ziel zu erreichen, zwei Millionen Dosen an Impfstoffen bereitzustellen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte einen Tag später wegen der Mpox-Ausbrüche in Afrika und einer potenziell ansteckenderen neuen Variante die höchste Alarmstufe, riet aber nach dem ersten importierten Fall in Europa von Panik ab.
Das Virus verursacht einen Ausschlag, Fieber und Muskelschmerzen. Die Symptome werden hauptsächlich mit Medikamenten behandelt, um Fieber, Schmerzen oder allergische Reaktionen zu verhindern. Es gibt zwei Impfstoffe, die jedoch in Afrika nur begrenzt verfügbar sind.
Mpox wurde erstmals 1970 in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) beim Menschen nachgewiesen und gilt in den Ländern Zentral- und Westafrikas als endemisch.
Neue Variante außerhalb Afrikas entdeckt, aber Mpox „nicht das neue COVID“
Seit Ende letzten Jahres zirkuliert in der Demokratischen Republik Kongo eine neue Variante – die auch als Klade bezeichnet wird.
Nach Angaben der WHO wurden in diesem Jahr mehr als 18.000 Verdachtsfälle mit 575 Todesfällen in dem Land registriert.
Die Viruserkrankung hat sich in den letzten Wochen auf andere afrikanische Länder ausgebreitet, darunter Kenia, Ruanda, Burundi und Uganda, wo mehr als 200 bestätigte Infektionen mit der neuen Variante Ib registriert wurden. Auch in Schweden und Thailand wurden Fälle dieser Variante bei Menschen registriert, die nach Afrika gereist waren.
Experten gehen davon aus, dass die neue Variante (genannt Klade I) wahrscheinlich ansteckender als frühere Stämme ist und eine schwerere Infektion verursachen kann. Mpox ist jedoch im Allgemeinen nicht leicht übertragbar, da ein direkter Kontakt für die Verbreitung erforderlich ist.
Wie der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Kluge, am 20. August vor Journalisten erklärte, zirkuliert das Virus in der Region seit dem letzten Ausbruch im Jahr 2022 in einer früheren, weniger aggressiven Variante, die als Klade II bezeichnet wird. Laut Kluge treten derzeit rund 100 Fälle dieser Variante pro Monat in Europa auf und „mpox ist nicht das neue COVID“.
„Wir wissen bereits eine ganze Menge über Klade II“, sagte Kluge und fügte hinzu, dass „wir noch mehr über Klade I lernen müssen“, die die Epidemie in Zentral- und Ostafrika verursacht.
Im Juli 2022 rief die WHO eine erste „Gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite“ (PHEIC) im Zusammenhang mit Mpox aus, die im Mai 2023 für beendet erklärt wurde. Während des Ausbruchs von 2022 bis 2023 wurden in Europa über 22 000 Mpox-Fälle gemeldet.
Am Montag schätzte die WHO, dass sie in den nächsten sechs Monaten 135 Millionen US-Dollar zur Bekämpfung von Mpox benötigen wird, wobei die Kosten für zwei Millionen Impfstoffdosen noch nicht eingerechnet sind. Dies geht aus einem Planungspapier der UN-Gesundheitsorganisation hervor. Das Geld solle vor allem in diagnostische Tests und Forschung investiert werden, so die WHO.
Kein europäischer Gesundheitsnotstand, Solidarität Schlüssel zur Bewältigung des Ausbruchs
Ein Sprecher der Europäischen Kommission erklärte am 20. August, die derzeitige Situation in Europa sei „nicht als Notstand im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu betrachten“. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat in einer Risikobewertung festgestellt, dass es “wahrscheinlich” zu weiteren importierten Fällen kommen wird, schätzt aber das Risiko der neuen Mpox-Variante für die allgemeine Bevölkerung in der EU/EWR als gering ein.
Nach einem Treffen mit dem ECDC und der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) kam der Ausschuss für Gesundheitssicherheit der Europäischen Kommission zu dem Schluss, dass Maßnahmen wie Grenzkontrollen oder die Ausweitung von Impfungen auf die breite Öffentlichkeit nicht notwendig sind.
Die Europäische Kommission hat die Mitgliedstaaten nach ihrer Absicht gebeten, Mpox-Impfstoffe für die betroffenen afrikanischen Länder zu spenden, und angeboten, diese Bemühungen zu koordinieren.
Stella Kyriakides, EU-Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, forderte am 22. August in einem Schreiben an die EU-Gesundheitsminister ein koordiniertes Vorgehen „im Geiste globaler Solidarität und Zusammenarbeit“ nach dem Team-Europe-Konzept, das auch während der COVID-Pandemie angewandt wurde.
Die Europäische Union wird 175 420 Impfstoffdosen zur Mpox-Prävention an die Africa CDC schicken, teilte die Europäische Kommission Mitte August mit.
Die Kommission teilte mit, dass sie die Impfstoffe über ihre Behörde für die Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen (HERA) liefern werde. Das Pharmaunternehmen Bavarian Nordic, das den Impfstoff herstellt, wird der HERA 40.000 Dosen zur Verfügung stellen, hieß es in der Erklärung.
Am Montag erklärte ein deutscher Regierungssprecher, dass das Land 100.000 Dosen Mpox-Impfstoff aus Armeebeständen für die von der Krankheit betroffenen afrikanischen Länder spenden werde. Mittelfristig werde Deutschland zusammen mit europäischen Partnern die Afrikanische Union auch beim Aufbau einer lokalen Impfstoffproduktion unterstützen.
EU-Länder bereiten sich vor
Mehrere europäische Länder raten ihren Bürgern, bei Reisen in die betroffenen Gebiete wachsam zu sein und ergreifen Maßnahmen für den Fall möglicher Infektionen. Die Empfehlungen für Impfungen sind derzeit auf Risikogruppen beschränkt. Die Gesundheitsbehörden der EU und der Mitgliedstaaten bleiben ruhig, aber wachsam.
In Schweden, wo Mitte August der erste Fall der neuen Variante in Europa entdeckt wurde, wurde ein spezieller staatlicher Krisenstab namens GSS aktiviert.
„Ich nehme die Situation ernst, aber es besteht kein Grund zu großer Sorge. Das Risiko einer Ausbreitung ist gering, und wir sind gut darauf vorbereitet, mit guten Routinen im Gesundheitssystem“, sagte der schwedische Gesundheitsminister Jakob Forssmed Anfang des Monats.
Schweden hat neue Reisehinweise für Menschen angekündigt, die in die am stärksten betroffenen Länder Afrikas reisen, sowie Empfehlungen, wer geimpft werden sollte.
„Die meisten Menschen, die dorthin reisen, müssen nicht geimpft werden. Eine Impfung kann für Gesundheits- und Krankenhauspersonal, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen oder andere Personen, die sich in den am stärksten betroffenen Gebieten aufhalten werden, sinnvoll sein. Wir haben genügend Impfstoffe für alle, die unter diese Empfehlungen fallen“, sagte der Chefepidemiologe Magnus Gisslén der schwedischen Nachrichtenagentur TT.
Das tschechische Gesundheitsministerium erklärte, dass Menschen, die in die afrikanischen Länder reisen, in denen die Krankheit aufgetreten ist, ein Impf- und Reisemedizinisches Zentrum konsultieren sollten, um sich über die Eignung einer Impfung und anderer vorbeugender Maßnahmen zu informieren. Ein Sprecher sagte weiter, dass im Land genügend Impfstoffe verfügbar seien.
Auch das spanische Gesundheitsministerium besteht darauf, dass Spanien über einen ausreichenden Vorrat an Impfstoffen verfügt. Am 21. August richtete die Gesundheitsministerin Mónica García eine Botschaft der „Ruhe, Vorsicht und wissenschaftlichen Strenge“ in Bezug auf das Mpox-Virus an die Bevölkerung. García sagte weiter: „Wir werden, wie immer, Hand in Hand mit wissenschaftlicher Strenge und den auf europäischer und globaler Ebene koordinierten Empfehlungen vorgehen.“
Das niederländische Nationale Institut für öffentliche Gesundheit und Umwelt (RIVM) geht davon aus, dass die neue Variante „wahrscheinlich“ auch in die Niederlande kommt. „Sobald wir einen Fall der neuen Variante haben, wird die Person isoliert und es wird eine Untersuchung der Quelle und des Kontakts durchgeführt. Die Mitarbeiter sind in Bereitschaft. Wir erwarten, dass wir die Ausbreitung schnell eindämmen können“, teilte das RIVM mit. Das Ministerium für Gesundheit, Wohlfahrt und Sport teilte mit, dass etwa 100 000 Impfstoffe zur Verfügung stünden, was angesichts der Infektionszahlen seit dem Mpox-Ausbruch im Jahr 2022 als „ausreichend“ angesehen werde.
Das italienische Nationale Gesundheitsinstitut (ISS) empfiehlt derzeit keine Impfung für die Allgemeinbevölkerung, sondern erklärt, dass „die Impfung derzeit nur bestimmten Risikogruppen angeboten wird“. Das italienische Gesundheitsministerium hat eine Webseite zu Mpox eingerichtet, die unter anderem Informationen über die Krankheit, die Impfstrategie und die Impfzentren sowie einen Abschnitt über Fake News enthält.
Das slowenische Nationale Institut für öffentliche Gesundheit (NIJZ) schätzt, dass die Impfung der allgemeinen Bevölkerung gegen Mpox derzeit weder notwendig noch empfohlen ist. Empfohlen wird die Impfung für Labormitarbeiter und stark exponiertes Gesundheitspersonal sowie für humanitäre Helfer, die in den betroffenen Gebieten arbeiten wollen.
Nachdem der erste Fall der neuen Mpox-Variante in Europa gemeldet worden war, erklärten die bulgarischen Gesundheitsbehörden, das Risiko einer Ausbreitung der Krankheit im Land sei minimal, und sahen daher keine weiteren besonderen Maßnahmen zur Eindämmung der Infektion vor.
Faktencheck: WHO-Mpox-Notfallerklärung rät nicht zu Lockdowns
Nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Mpox-Ausbruch im August 2024 zum globalen Gesundheitsnotfall erklärt hatte, wurde in sozialen Medien und in einem Online-Artikel behauptet, die UN-Behörde habe die Regierungen angewiesen, sich in Erwartung einer neuen Pandemie auf groß angelegte Lockdowns vorzubereiten.
Das Faktencheck-Team von Agence France-Presse (AFP) hat diese Behauptungen entkräftet und erklärt, dass die WHO den Mitgliedstaaten technische Unterstützung leistet, keine spezifischen Gesundheitsmaßnahmen anordnen kann und keine Reisebeschränkungen empfohlen hat.
Lesen Sie den vollständigen Faktencheck der AFP hier: https://factcheck.afp.com/doc.afp.com.36EE2D8
Dieser Artikel wird zwei Mal pro Woche veröffentlicht. Der Inhalt basiert auf Nachrichten der teilnehmenden Agenturen im enr.
