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Die Sorgen wegen PFAS – kurz für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen – nehmen in ganz Europa zu. Studien zeigen, dass die giftigen „Ewigkeitschemikalien“ in unserem Blut, unserer Nahrung und unserem Wasser oft in gefährlichen Konzentrationen vorkommen.

In den vergangenen Jahren gab es in mehreren europäischen Ländern Skandale, bei denen die industrielle Ableitung von PFAS in Böden und Gewässer ernsthafte Gesundheitsrisiken für die umliegenden Gemeinden verursacht hat. Mit wachsendem öffentlichen Druck sehen sich Regierungen nun gezwungen zu handeln. Doch wie effektiv sind ihre Maßnahmen – und reichen sie aus?

Was sind PFAS?

Als PFAS wird eine Gruppe von mehr als 10.000 synthetischen Chemikalien bezeichnet, von denen man weiß, dass sie extrem lange bestehen – daher ihr Spitzname „Ewigkeitschemikalien“. Sie werden häufig in Produkten wie Antihaftpfannen, Lebensmittelverpackungen und wasserfester Kleidung verwendet, weil sie Hitze, Wasser und Öl abweisen können.

Obwohl sie nützlich sind, wird der Kontakt mit PFAS, selbst in niedrigen Konzentrationen über einen längeren Zeitraum, mit einer Reihe von Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht: Leberschäden, hoher Cholesterinspiegel, geschwächte Immunreaktionen, niedriges Geburtsgewicht und verschiedene Krebsarten.

Gelangen PFAS in unser Blut?

Die Europäische Umweltagentur untersuchte eine Reihe von Studien zu PFAS-Konzentrationen im Blut von Jugendlichen in neun Ländern. Es stellte sich heraus, dass im Schnitt 14,3 Prozent der Proben Konzentrationen über den akzeptablen Werten aufwiesen, aber mit erheblichen Unterschieden: von nur 1,3 Prozent in Spanien bis zu 23,8 Prozent in Frankreich.

Anteil von Teenagern in Europa, die PFAS-Werten ausgesetzt sind, die EFSA-Gesundheitsrichtlinen überschreiten (HBGV), 2014-2021 (Quelle: EEA)

Frankreich bei der Gesetzgebung führend

Frankreich hat einige der strengsten PFAS-Vorschriften Europas eingeführt. Ein im Februar verabschiedetes Gesetz verbietet ab 2026 die Verwendung von PFAS in Kosmetika, Kleidung, Schuhen und Skiwachsen. Ein umfassenderes Verbot von PFAS in Textilien tritt dort 2030 in Kraft.

Das Gesetz schreibt auch die regelmäßige Überwachung von PFAS-Werten im Trinkwasser vor. Vergangene Woche präsentierte die französische Regierung eine öffentliche Online-Karte, die die PFAS-Werte im Wasser landesweit zeigt. In den nordöstlichen Departements Meuse und Ardennes wurde der Konsum von Leitungswasser verboten, weil im vergangenen Monat dort abnormale Werte festgestellt wurden.

Belgiens doppelte PFAS-Krise

In der Wallonie brachte es 2023 die Öffentlichkeit auf, als eine Untersuchung des lokalen Senders RTBF aufdeckte, dass Warnungen vor PFAS-Kontamination jahrelang ignoriert wurden. Das US-Militär, das von einem Stützpunkt in der kleinen Stadt Chièvres aus operiert, hatte 2017 nach einem Vorfall mit Löschschaum – einer Substanz mit hohem PFAS-Gehalt – hohe PFAS-Werte im örtlichen Wasser festgestellt.

Der US-Stützpunkt riet seinem Personal, kein Leitungswasser zu trinken – doch die lokale Bevölkerung wurde jahrelang im Dunkeln gelassen, selbst nachdem die Regionalregierung 2018 über das Problem informiert wurde. Anfang 2024 wurden in Chièvres groß angelegte Bluttests durchgeführt, die später auf umliegende Gebiete ausgeweitet wurden.

Die Behörden erklärten, dass in den vergangenen Wochen Blutproben von fast 1.300 Menschen aus etwa zehn Gemeinden untersucht wurden, um zu festzustellen, ob sie den Chemikalien ausgesetzt waren. Das ist Teil einer neuen Kampagne, die im Juni begonnen hat.

Die wallonische Regierung versprach zudem, die kommenden Regeln für EU-Trinkwasserstandards ein Jahr früher als geplant bis 2025 umzusetzen.

In Flandern einigten sich der Chemiekonzern 3M und die Regierung 2022 auf ein Sanierungsabkommen in Höhe von 571 Millionen Euro, nachdem weit verbreitete PFAS-Verschmutzungen mit seiner Fabrik in Zwijndrecht bei Antwerpen in Verbindung gebracht wurden.

Italien: Gefängnisstrafen für Umweltverschmutzer

Italien hatte ähnliche Probleme mit großen Unternehmen und PFAS. Im Juni verurteilte ein italienisches Gericht Führungskräfte eines Chemiewerks zu Haftstrafen von bis zu 17 Jahren, weil sie Wasser, das von Hunderttausenden Menschen genutzt wurde, mit PFAS verschmutzt hatten.

Elf Führungskräfte von Unternehmen, darunter Japans Mitsubishi-Konzern und die in Luxemburg ansässige International Chemical Investors Group (ICIG), wurden für die Kontamination von fast 200 Quadratkilometern Trinkwasser sowie Böden durch die Miteni-Anlage in der nordöstlichen Stadt Trissino verurteilt.

Niederlande: Jeder hat PFAS im Blut

Die Auswirkungen des weit verbreiteten Einsatzes von PFAS zeigen sich vielerorts in Europa. Eine landesweite Studie des niederländischen Nationalen Instituts für öffentliche Gesundheit (RIVM) beispielsweise fand PFAS in allen 1.500 getesteten Blutproben, wobei fast alle Fälle die gesundheitlichen Sicherheitsgrenzen überschritten.

„Es gibt keine Möglichkeiten, den Kontakt mit PFAS vollständig zu vermeiden“, schlussfolgerte das RIVM. „Diese Substanzen sind in den gesamten Niederlanden vorhanden – in Böden, Lebensmitteln und Trinkwasser.“

Was tut die EU?

2023 reichten die Niederlande, Dänemark, Deutschland, Norwegen und Schweden einen Vorschlag mit der Forderung eines generellen Verbots aller PFAS bei der Europäischen Chemikalienagentur ein. Dieser wird derzeit von europäischen wissenschaftlichen Ausschüssen geprüft, die ihre Bewertung bis 2026 abschließen sollen.

Die Europäische Kommission erklärte in ihrem im Juli veröffentlichten Aktionsplan für die Chemieindustrie, dass sie beabsichtige, „so bald wie möglich einen Vorschlag vorzulegen“, wenn der Bericht vorliege, „mit dem übergeordneten Ziel, PFAS-Emissionen zu minimieren“.

Die Kommission erwägt ein Verbot für Verbraucherprodukte, könnte jedoch die Verwendung von PFAS für kritische industrielle Anwendungen erlauben, falls keine Alternativen gefunden werden. Sie verpflichtete sich außerdem, bereits verschmutzte Standorte nach dem Verursacherprinzip oder mit öffentlichen Mitteln zu sanieren, falls keine verantwortliche Partei gefunden werden kann. Ein EU-weites PFAS-Überwachungsprogramm zur Datenerhebung und Kartierung von Verschmutzungsschwerpunkten ist ebenfalls geplant.

In Deutschland sprachen sich Wirtschaftsministerinnen und -minister mehrerer Bundesländer gegen ein pauschales PFAS-Verbot aus. Die baden-württembergische Ressortchefin Nicole Hoffmeister-Kraut von der konservativen CDU sagte, man wisse zwar über die Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. Bei einem Verbot würden aber ganze Produktionsbereiche in der EU wegbrechen. Dies würde wie ein breites Deindustrialisierungsprogramm wirken.

Der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) sagte, er sehe die EU-Chemikalienregulierung mit Sorge. „Sie sorgt in der Chemieindustrie und den von ihr abhängigen Wertschöpfungsketten durch immer höheren Aufwand, erhebliche Planungsunsicherheit, Innovations- und Investitionsstau für immensen Schaden.“

Einige Regelungen gelten bereits auf EU-Ebene, wie etwa ein Grenzwert für PFAS in Trinkwasser ab 2026 sowie Beschränkungen für eine bestimmte Untergruppe von PFAS.

Nicht alle Länder sind gleichermaßen betroffen

Einige EU-Länder berichten von deutlich geringerer PFAS-Belastung.

In Slowenien sagte das nationale Gesundheitslabor, das Land habe keine Schwerindustrie, die PFAS verwendet. Bei früheren Tests wurde nur minimale Kontamination festgestellt. Allerdings fand die slowenische Verbraucherschutzorganisation Chemikalien aus der PFAS-Gruppe in fast einem Drittel der getesteten Alltagsprodukte, darunter einige, die in der EU verboten sind. Slowenien plant, 2026 mit einer systematischen Wasserüberwachung zu beginnen.

Bulgarien gehörte 2022 zu den Ländern mit dem niedrigsten Prozentsatz an Gewässern, in denen der Umweltqualitätsstandard für PFOS (eine Art von PFAS) überschritten wurde, so die Europäische Umweltagentur. Weitere Untersuchungen zeigen jedoch das Vorhandensein von PFAS in Flüssen und anderen Wasserquellen.

Während die EU über ein mögliches Verbot nachdenkt, werden die wahren Kosten von PFAS für Mensch und Umwelt immer deutlicher.

Dieser Artikel ist eine Key Story des enr. Der Inhalt basiert auf der Berichterstattung der teilnehmenden Nachrichtenagenturen.