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Die Europäische Union muss die Unterzeichnung eines Freihandelsabkommens mit vier der südamerikanischen Mercosur-Länder – Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay – auf Januar verschieben. Ein neuer Termin für die Unterzeichnung des Abkommens soll nun für die erste Januarhälfte 2026 festgelegt werden, kündigten Vertreterinnen und Vertreter der EU am Rande eines Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefinnen und -chefs in Brüssel an.

Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, hatte gehofft, das Abkommen am Samstag (20. Dezember) auf dem Mercosur-Gipfel in der brasilianischen Stadt Foz do Iguaçu unterzeichnen zu können. Dazu hätte sie jedoch die Zustimmung einer qualifizierten Mehrheit der Mitgliedstaaten in Brüssel benötigt. 

Während die Europäische Kommission von Deutschland, der größten Volkswirtschaft der EU, sowie von Spanien, Dänemark, Schweden und Finnland unterstützt wurde, führten der deutliche Widerstand Frankreichs und Rückschritte in Italien und anderen Mitgliedstaaten dazu, dass der Abschluss des Abkommens doch verschoben werden musste.

Am Mittwoch hatten sich die Verhandlungsführenden des Europäischen Parlaments und des Rates informell auf „Schutzmaßnahmen” geeinigt, die darauf abzielten, die Landwirtinnen und Landwirte in der gesamten EU zu beruhigen, und die nach Inkrafttreten des Abkommens umgesetzt werden sollen. 

Doch trotz dieser Bemühungen blieben viele europäische Landwirtinnen und Landwirte wütend. Am Donnerstag kamen in Brüssel – nur wenige Schritte von dem Europa-Gebäude entfernt, in dem sich die EU-Staats- und Regierungschefs trafen – rund 1000 Fahrzeuge und bis zu 10.000 Bäuerinnen und Bauern aus der gesamten EU an, um gegen das Freihandelsabkommen zu protestieren. 

Vor dem Europäischen Parlament kam es zu Ausschreitungen, bei denen Demonstrierende Feuer legten, Feuerwerkskörper zündeten und Kartoffeln, Flaschen und andere Gegenstände auf die Polizei warfen, die mit Tränengas und Wasserwerfern reagierte. 

Ein Feuer und ein Traktor sind vor dem Europäischen Parlament auf der Place du Luxembourg zu sehen, während einer Protestaktion von Landwirten gegen Handelsabkommen wie das EU-Mercosur-Abkommen in Brüssel am 18. Dezember 2025. Foto: Nicolas Tucat / AFP

Ähnliche Demonstrationen fanden auch während der Plenarsitzung des Europäischen Parlaments in Straßburg in Frankreich, am Flughafen Lüttich in Belgien und in einigen anderen Mitgliedstaaten wie Spanien, Polen und Bulgarien statt.

Aber was sieht das Abkommen vor, und warum stößt es auf so starken Widerstand?

Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur

Mercosur, auch bekannt als Gemeinsamer Markt des Südens, ist ein 1991 gegründeter südamerikanischer Handelsblock. Die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit der EU begannen 1999, aber erst 2019 wurde eine grundsätzliche Einigung zwischen beiden Seiten erzielt. Dennoch wurde das Abkommen aufgrund von ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedenken nie ratifiziert.

Im Dezember 2024 gelang ein Durchbruch, als die EU und die Mercosur-Länder Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay eine Einigung über das größte Handelsabkommen der EU erzielten. Nun war eine qualifizierte Mehrheit der EU-Regierungen erforderlich, also 15 von 27 Mitgliedern, die zugleich 65 Prozent der EU-Bevölkerung repräsentieren. 

Im September 2025 hat die Europäische Kommission Vorschläge für Beschlüsse des Rates über die Unterzeichnung und den Abschluss von zwei parallelen Rechtsinstrumenten angenommen: das Partnerschaftsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur (EMPA) und das Interims-Handelsabkommen (iTA). Das iTA wird aufgehoben und durch das EMPA ersetzt, sobald dieses vollständig ratifiziert ist und in Kraft tritt. 

Das Europäische Parlament muss dem Abkommen nun noch endgültig zustimmen. 

Nach 25 Jahren der Vorbereitung würde das Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur die größte Freihandelszone der Welt schaffen. Nach Angaben der Generaldirektion Handel (GD TRADE) der Europäischen Kommission ist die EU mit einem Exportvolumen von 57 Milliarden Euro im Jahr 2024 der zweitgrößte Handelspartner des Mercosur im Warenverkehr. Die EU macht ein Viertel des gesamten Dienstleistungshandels des Mercosur aus – die EU-Exporte in die Region beliefen sich im Jahr 2023 auf 29 Milliarden Euro. 

Nach der Unterzeichnung des Abkommens könnte die EU mehr Fahrzeuge, Maschinen, Weine und Spirituosen nach Lateinamerika exportieren, während südamerikanisches Rindfleisch, Zucker, Reis, Honig und Sojabohnen leichter nach Europa eingeführt werden könnten.

Zuletzt hatte Brüssel wiederholt betont, dass eine Unterzeichnung vor Jahresende unerlässlich sei für die „Glaubwürdigkeit” der Europäischen Union und um die lateinamerikanischen Partner nicht zu verärgern. Die Spannung wurde noch verstärkt, als Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva warnte: „Wenn das jetzt nicht abgeschlossen wird, werden wir es nicht unterzeichnen, solange ich Präsident bin.”

Am Donnerstag öffnete der brasilianische Präsident jedoch die Tür für eine Verzögerung der Unterzeichnung des Abkommens, um diejenigen, die sich dagegen sperren, zu überzeugen. Lula telefonierte mit der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die ihn um „Geduld” gebeten hatte und andeutete, dass Rom letztlich zur Unterzeichnung bereit sein würde.

„Ich habe mit Meloni gesprochen, und sie erklärte mir, dass sie nicht gegen das Abkommen ist, aber dass Italien aufgrund der italienischen Landwirtinnen und Landwirte eine schwierige politische Phase durchläuft. Sie ist zuversichtlich, dass sie sie davon überzeugen kann, es zu akzeptieren,” sagte Lula. Meloni habe ihn gebeten, “eine Woche, zehn Tage oder höchstens einen Monat Geduld zu haben”, und dass Italien beitreten werde, fügte der brasilianische Präsident hinzu.

Um die stärksten Kritikerinnen und Kritiker – den Agrarsektor in der gesamten EU, Frankreich und Länder wie Italien oder Polen – zu beruhigen, einigten sich das Europäische Parlament und der Rat am Mittwoch auf bilaterale Schutzmaßnahmen. Dazu gehören die Möglichkeit, Zollpräferenzen für sensible Agrarprodukte wie Geflügel, Rindfleisch, Eier, Zitrusfrüchte und Zucker auszusetzen, strengere Schwellenwerte für die Auslösung von Schutzmaßnahmen festzulegen und die Kommission zu beauftragen, den Markt genau und kontinuierlich zu beobachten, um seine Auswirkungen zu bewerten und entsprechend zu handeln. 

Der Berichterstatter des Europäischen Parlaments zu diesem Dossier, Gabriel Mato, erklärte im Anschluss: „Heute senden wir eine klare Botschaft: Wir können das Mercosur-Abkommen vorantreiben, ohne unsere Landwirtschaft ungeschützt zu lassen. Wir haben uns auf einen robusten, schnellen und rechtlich einwandfreien Schutzmechanismus geeinigt, der es uns ermöglicht, rechtzeitig auf Marktstörungen zu reagieren und die Sicherheit zu bieten, die der Sektor seit langem fordert.“

Die Glaubwürdigkeit der EU steht auf dem Spiel

Ein Partnerschaftsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur würde das klare Signal an die Welt senden, dass zwei der größten Märkte den Protektionismus ablehnen und offen sind für Geschäfte und Handel, wenn sie auf fairen Regeln und hohen Standards basieren.

Die Wirtschaftsmacht Deutschland ist ein starker Befürworter des Abkommens, und ein Regierungssprecher bezeichnete es als „dringend notwendig“, den Vertrag diese Woche zu unterzeichnen. „Wenn die Europäische Union in der globalen Handelspolitik glaubwürdig bleiben will, müssen jetzt Entscheidungen getroffen werden, und die Entscheidung kann nur lauten, dass Europa zustimmt,“ hatte Bundeskanzler Friedrich Merz am Donnerstag in einer Erklärung vor dem Europäischen Rat gesagt. 

Auch die deutsche Industrie drängt auf eine schnelle Lösung. Aus Sicht des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) „darf die EU die Chance nicht verpassen, engere Beziehungen zu wichtigen Handels- und Rohstoffpartnern in Südamerika zu knüpfen und bestehende Handelshemmnisse abzubauen”, so dessen Außenhandelschef Volker Treier.

Neben Deutschland unterstützen auch Spanien, Dänemark, Schweden und Finnland das Abkommen nachdrücklich, da sie bestrebt sind, ihre Exporte anzukurbeln, während Europa mit der Konkurrenz aus China und den US-Zöllen zu kämpfen hat.

Spanien ist einer der stärksten Befürworter des Handelsabkommens zwischen EU und Mercosur und verweist dabei auf die historischen Beziehungen zu Lateinamerika und die robusten Handelsbeziehungen zwischen Schlüsselbranchen der spanischen Wirtschaft und den vier Ländern des Blocks.

Bei seiner Ankunft zum Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel sagte der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez, es wäre „frustrierend“, wenn das Abkommen diese Woche nicht abgeschlossen würde. Es könne der EU helfen, in einer Zeit globaler Unsicherheit, die sowohl traditionelle Verbündete als auch Gegner betreffe, „geopolitisches und wirtschaftliches Gewicht“ zu gewinnen.

Der spanische Agrarsektor hat das Abkommen jedoch scharf kritisiert, sich in der Konsequenz auf die Seite der Opposition von Landwirten aus der gesamten EU gestellt, und sich den Protesten in der belgischen Hauptstadt angeschlossen, um gegen den seiner Meinung nach „unfairen Wettbewerb” zu protestieren, den das Abkommen auf den europäischen Märkten mit sich bringen würde.

Doppelmoral, doppelte Herausforderungen

Unter dem Druck seiner Heimat gewann der französische Präsident Emmanuel Macron am Donnerstag in Brüssel den Kampf, indem er dank der wichtigen Unterstützung Italiens die Abstimmung über das Mercosur-Handelsabkommen verschieben konnte.

Frankreich forderte unter dem Druck protestierender Landwirte im eigenen Land und in der belgischen Hauptstadt sowie einer fast einstimmigen Ablehnung des Textes durch die französische Politik eine „Vertagung” jedweder Entscheidung. 

Französische Landwirte demonstrieren am 24. November 2025 vor dem Europäischen Parlament in Straßburg gegen das Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den lateinamerikanischen Ländern des Mercosur. Foto: Frederik Florin / AFP

Nach dem Gipfeltreffen am späten Donnerstagabend erklärte Macron, es sei „zu früh“, um zu sagen, ob er das Abkommen im Januar akzeptieren könne, aber er schloss diesen Weg auch nicht aus. „Ich hoffe es, denn das würde bedeuten, dass wir (…) einen historischen Fortschritt erzielt haben,“ erklärte er. Die FNSEA, Frankreichs wichtigste Landwirtschaftsgewerkschaft, fasste es so zusammen: Für die Landwirtinnen und Landwirte ist „Mercosur immer noch ein Nein“.

Die italienische Ministerpräsidentin Meloni erklärte am Mittwoch, Rom sei nicht bereit, das Handelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur zu unterzeichnen. Es wäre „verfrüht, das Abkommen in den kommenden Tagen zu unterzeichnen“, da einige der Schutzmaßnahmen, die Italien zum Schutz seiner Landwirte fordere, noch nicht endgültig festgelegt seien, sagte sie in einer Rede vor dem Parlament. 

Polen werde sich weiterhin gegen das Handelsabkommen aussprechen, erklärte Premierminister Donald Tusk nach der jüngsten Verzögerung. Präsident Karol Nawrocki erklärte, er werde sich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass es nicht unterzeichnet werde, und dass die Regierung aktiv daran arbeite, eine „blockierende Minderheit” innerhalb der EU aufzubauen. Auch die polnische Regierungskoalition sprach sich gegen das Mercosur-Abkommen in seiner derzeitigen Form aus. 

Der bulgarische Minister für Landwirtschaft und Ernährung, Georgi Tahov, betonte ebenfalls, dass sein Land die Einführung von Schutzmechanismen in der EU-Gesetzgebung unterstütze, um die Interessen der Landwirte zu wahren und potenzielle Risiken für den Agrarsektor zu mindern.

Auch aus Richtung der bulgarischen Landwirtschaft kommen Bedenken. Der Verband der Getreideproduzierenden (NGPA) äußerte sich besorgt über die möglichen Auswirkungen: „Die Anwendung unterschiedlicher Maßstäbe für billigere Importe, die geringere Umwelt- und Ethikstandards erfüllen, untergräbt die Bemühungen der EU-Landwirte, höhere Standards einzuhalten, insbesondere im Zusammenhang mit dem Europäischen Green Deal,” betonte der Verband. 

Die NGPA schloss sich am Donnerstag in Brüssel dem Protest der EU-Agrar- und Lebensmittelplattform COPA-COGECA an, die eine starke und gut finanzierte Gemeinsame Agrarpolitik forderte.

In Belgien konnten sich die verschiedenen Regierungen nicht auf eine gemeinsame Position einigen, sodass sich das Land der Stimme enthalten wird. Auch die wallonische Regierung lehnte das Mercosur-Abkommen ab. Der föderale Landwirtschaftsminister David Clarinval erklärte, dass das Abkommen zwar einigen Agrarsektoren wie der Milch- und Kartoffelproduktion zugutekommen könne, „wir uns jedoch bewusst sind, dass andere Sektoren wie die Zucker- und Rindfleischproduktion trotz der bestehenden Schutzklauseln stärker betroffen sein könnten“.

Grundsatz der Gegenseitigkeit

Der heikle Punkt aus Sicht von Rom und Paris betrifft die Garantien der Gegenseitigkeit und die Schutz- und Spiegelklauseln, die sicherstellen sollen, dass südamerikanische Produkte ebenfalls den europäischen Standards entsprechen, vom Pestizideinsatz bis zur Lebensmittelsicherheit. „Wenn es ein paar Wochen länger dauert, nehmen wir das in Kauf,“ sagte Meloni. Sie rechne damit, dass sich Anfang 2026 günstige Bedingungen entwickeln werden. 

Bereits während der Plenarsitzung des Europäischen Parlaments in Straßburg Anfang der Woche wurde ein Verordnungsentwurf zu Sicherheitsklauseln für das EU-Mercosur-Abkommen verabschiedet, der darauf abzielt, die Spannungen zu entschärfen.

„Die polnischen Landwirte haben sich erweiterte Schutzklauseln gesichert, darunter die wichtigste – den Grundsatz der Gegenseitigkeit, den alle Landwirtschaftsgewerkschaften und einzelnen Landwirte angestrebt haben,“ sagte der polnische Landwirtschaftsminister Stefan Krajewski zu dem Vorschlag des Europäischen Parlaments. Das würde bedeuten, dass aus Mercosur-Ländern importierte Waren im Hinblick auf den Einsatz von Pestiziden und Antibiotika denselben Qualitäts- und Sicherheitsstandards entsprechen müssen, die bereits für die Landwirtschaft in der gesamten EU gelten. Der Vorschlag schaffte es jedoch nicht in die endgültige Vereinbarung. 

Meloni sagte, Italien habe ebenfalls „intensiv mit der Kommission“ an seinen Forderungen gearbeitet. Dazu gehörten Schutzmechanismen, ein Ausgleichsfonds für Rückfälle und strengere Vorschriften für Schädlinge und Krankheiten. Zusammen mit Frankreich, Polen, Irland, Österreich und Ungarn nutzte Italien die Gelegenheit, um eine Sperrminorität innerhalb der Gruppe der 27 Staaten zu bilden, die nun verhindert, dass das Abkommen vor Januar geprüft wird.

Letztlich teilte die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, den Staats- und Regierungschefinnen und -chefs, die sich am Donnerstag zu einem Gipfeltreffen in Brüssel versammelt hatten, mit, dass die Unterzeichnung des Freihandelsabkommens zwischen der EU und dem Mercosur an diesem Samstag nicht stattfinden werde. 

Die Verschiebung des Abkommens auf Januar ist eine Übergangslösung, die von der Leyen „zuversichtlich” stimmt, dass die Union das Abkommen im nächsten Monat genehmigen wird. „Heute Abend haben wir einen Durchbruch erzielt, der den Weg für einen erfolgreichen Abschluss des Mercosur-Abkommens im Januar ebnet,” sagte die Präsidentin der Europäischen Kommission.

Da noch kein konkretes Datum feststeht, betonten andere EU-Quellen, dass die Europäerinnen und Europäer die Unterzeichnung „so bald wie möglich“, idealerweise Anfang Januar, wünschten.

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