An der schwer bewachten EU-Außengrenze im spanischen Melilla stehen hohe Zäune. Trotz der Befestigung sollen Migranten dort kürzlich Spanien «überrannt» haben. So steht es jedenfalls in einem Facebookpost. In dem Video sieht man jubelnde Männer auf einer Straße laufen, einige scheinen den Boden zu küssen oder wie zum Gebet niederzusinken. Es sind Flüchtlinge aus Afrika, die in Europa angekommen sind. «Vorgestern frisch eingetroffen in Spanien», behauptet der Post von Ende Juni 2023.

Bewertung

Das Video ist schon rund zwei Jahre alt. Die gezeigten Menschen sind im Juli 2021 in Spanien angekommen und nicht «vorgestern».

Fakten

Das Video ist tatsächlich in Spanien aufgenommen worden – in der bekannten spanischen Nordafrika-Exklave Melilla, etwas entfernt von einem Grenzübergang. Die Aufnahme ist aber nicht aktuell, sondern stammt vom Juli 2021.

Berichten zufolge waren am Donnerstag, 22. Juli 2021, mehr als 200 Migranten aus Afrika in der Früh über den Grenzzaun von Melilla geklettert und waren so auf Boden der Europäischen Union gelangt. In dem Video ist zu sehen, wie die Migranten bereits in der Stadt von Melilla sind. Darüber haben mehrere Medien damals berichtet und genau das Video gezeigt, das nun – knapp zwei Jahre später – irreführenderweise als aktuelles Video verbreitet wird.

Im Zeitraum, den der Facebook-Beitrag angibt, haben Medien über den ersten Jahrestag einer Flüchtlingstragödie in Melilla berichtet. Auch in der Region war das ein größeres Thema, anders als die behauptete Ankunft weiterer Flüchtlinge.

Die Migrationsroute über Westafrika

Die Migrationsroute über Westafrika nach Spanien liegt seit längerer Zeit im Fokus – insbesondere weil sie sehr gefährlich ist. Mehrere Male im Sommer sind Boote mit einer großen Zahl von Migranten als vermisst gemeldet worden und wahrscheinlich gekentert und die Personen ertrunken.

Je nachdem, wie streng die jeweiligen Grenzabschnitte bewacht werden, ändern sich die Migrationsrouten nach Europa. Die westliche Route, die im Wesentlichen nach Spanien führt, war nach EU-Angaben in jüngerer Vergangenheit die am wenigsten genutzte.

Szenen von den Grenzzäunen in Ceuta en Melilla tauchen häufiger in falschen Zusammenhängen auf. So haben europäische Nutzer sozialer Netzwerke jüngst Videos aus Melilla mit der Behauptung gepostet, die Bilder seien an der Grenze zwischen den USA und Mexiko entstanden. Diese falsche Angabe hat der dpa-Faktencheck auf Deutsch, Französisch und Niederländisch entkräftet.

Links:

Post (archiviert) (Video archiviert)

Geolocation Video (archiviert)

Spanischer Bericht (archiviert)

Französischer Bericht (archiviert)

Tweet (archiviert)

Bericht Migration (archiviert)

Bericht (archiviert)

Amnesty International zu Melilla-Tragödie (archiviert)

Bericht zu Jahrestag (archiviert)

Bericht in El Foro de Ceuta (archiviert)

Bericht zu Vermissten (archiviert)

Weiterer Bericht (archiviert)

Bericht über Melilla (archiviert)

EU zu Migrationsrouten (archiviert)

dpa-Faktenchecks auf Deutsch, Französisch und Niederländisch

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